Seminare indisch-markierter Jugendlicher in Deutschland

Seminar „Kinder statt Inder? Deutsch-indische Beziehungen und soziale Gerechtigkeit“

Seminar in der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr, 30.6. bis 2.7.2000

Entstehung/ Ideen

Junge Indo-Deutsche äußern immer wieder das Interesse, mehr über Indien zu erfahren. Um diesem Anliegen entgegen zu kommen, hat das Jugendforum der Deutsch-Indischen Gesellschaft die Idee entwickelt ein Seminar zu einem "indischen" Thema spezifisch für Jugendliche anzubieten. Der besondere Charakter sollte nicht in der Fragestellung, die auch für eine andere Altersgruppe von Interesse sein könnte, sondern in der Schaffung eines Raumes des Austausches ausschließlich für Jugendliche und der Nutzung jugendgerechter Methoden liegen. Um diese Besonderheit herauszuarbeiten, wurde mit der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr vereinbart, parallel zu ihrer seit Jahrzehnten erfolgreichen "Indertagung" ein Jugendseminar zum gleichen Thema, aber mit anderem Programm und ausschließlich für Jugendliche, zu veranstalten. Die Evangelische Akademie stimmte diesem Versuch gerne zu, da auch sie bestrebt ist, jüngere Seminarteilnehmer zu gewinnen.

Das Thema "Soziale Gerechtigkeit in Indien und Deutschland" wurde vom Jugendforum aufgenommen und spezifisch für Jugendliche ein Programm entwickelt, dass an der Lebenswirklichkeit junger Menschen in Deutschland anknüpft und den Teilnehmern viele Möglichkeiten der Partizipation ermöglicht. Insgesamt vier Teamer wurden gefunden, die das Seminar moderieren und Informationsinputs geben sollten. Auf formale Vorträge wurde ganz verzichtet und stattdessen auf kurze Impulse und Diskussionsrunden gesetzt. Es wurde ein eigener Titel und ein eigenes Faltblatt entwickelt. Die Werbung lief über den allgemeinen Post-Verteiler der Evangelischen Akademie sowie über Post- und email-Verteiler der Indo-Deutschen.

Durchführung

Trotz der spezifischen Werbung meldeten sich nur drei Jugendliche für das Wochenendseminar an. Da die Erfahrung mit Jugendseminaren gezeigt hatte, dass Anmeldezahlen nicht unbedingt zuverlässig sind, wurde das Seminar trotzdem nicht abgesagt. Aber zu Beginn des Seminars waren tatsächlich nur drei Teilnehmer da. Gemeinsam mit ihnen wurde diskutiert, ob unter diesem Umständen die Durchführung sinnvoll sei. Die Teilnehmer entschieden sich dafür und dies wurde im folgenden belohnt. Im Laufe des Samstags wuchs die Anzahl der Teilnehmenden auf über Zwanzig. Die Jugendlichen waren mit Begeisterung und vollem Engagement dabei. Sie zeigten sich froh, einen Raum für einen eigenen Zugang zum Thema zu bekommen, nicht nur zu hören zu müssen, sondern auch nachfragen und mitdiskutieren zu können. Das Seminar endete so mit einer beeindruckenden Präsentation der jugendlichen Teilnehmer im Parallelseminar der "Erwachsenen". Sowohl die Jugendlichen wie die Teamer, die Evangelische Akademie und die Elterngeneration waren sehr zufrieden mit dem Verlauf.

Daher wurde für das nächste Jahr ein weiteres Jugendseminar geplant. Da aber auch in diesem Jahr die Anmeldezahlen minimal waren und die Evangelische Akademie das finanzielle Risiko nicht wieder tragen konnte, wurde das Seminar abgesagt.

Fazit

Das durchgeführte Seminar hat gezeigt, dass junge Indo-Deutsche durchaus Interesse an gesellschaftspolitischen Themen haben und sich in einem gut gemachten Seminar sehr engagieren. Wenn ihnen der passende Rahmen geboten wird, informieren sie sich nicht nur, sie sind auch in der Lage das Gelernte zu verarbeiten und neue Ideen zu entwickeln.

Die Jugendlichen lassen sich über eine Seminarankündigung aber kaum dazu bewegen, sich für ein ganzes Wochenende anzumelden, Teilnahmegebühren zu bezahlen und verbindlich zu kommen. Erfolgversprechender ist es, an Orte zu gehen, an denen sich Jugendliche sowieso aufhalten und ihnen dort ein Angebot zu machen, bei dem sie die Freiheit haben mitzumachen oder nicht.

Auszug aus dem Abschlussbericht des Jugendforums

Weitere Informationen:

© Urmila Goel, urmila.de / Desis in Deutschland/ Zweite Generation /Jugendseminare 2002