Veröffentlichungen von Urmila Goel zum Forschungsprojekt Die virtuelle zweite Generation

Erfolgreiche Vernetzung der zweiten Generation
- Seminar des Jugend Forums spielte wichtige Rolle -

erschienen in: DIG Mitteilungsblatt 3/2004, 19-20. (Text als pdf)

„Nun, ich gehöre zwar nicht zu den Gründern, würde mich jedoch schon als alten Hasen in dem Inder.net Projekt bezeichnen. Nicht ganz 3 Jahre gehöre ich wie einige andere zu den Post-KöWi-Redakteuren: Auf einem Seminar in Königswinter zur Vernetzung der Inder untereinander lernte ich die Macher kennen und freundete mich schnell mit ihnen und ihren Visionen (naja bedruckte Tassen und Firmenwagen haben wir ja immer noch nicht :-) ) an. „, so beginnt Sujal Ghosh, Nachrichtenredakteur der Internetplattform theinder.net seinen Beitrag zum 3jährigen Jubiläum im Herbst 2003 und schreibt dann weiter „Sowieso hatte dieses Treffen für mich einen Premiere-Charakter, lernte ich doch mal "neue" Inder kennen, heraus aus meinen Durga Puja / Cliquen, die hauptsächlich geprägt waren durch Freunde / Bekannte meiner Eltern, aber da muss ich ja einem Inder in Deutschland nix erzählen... das kennt Ihr ja wahrscheinlich genauso...“

KöWi ist zu einer bekannten Abkürzung unter den alten Hasen von theinder.net geworden. Dort, bei dem Seminar „InderNet.de“ des Jugend Forum der Deutsch-Indischen Gesellschaft im November 2000 im Arbeitehmerzentrum Königswinter, haben die Gründer nicht nur neue Redakteure wie Sujal geworben, sondern überhaupt neue Kontakte geknüpft und Werbung für sich machen können. Kristian Joshi, einer der drei Gründer der Seite beschreibt die Bedeutung des Seminars in einem Interview im April 2004 wie folgt: „Also im Nachhinein würde ich sagen, war es sehr entscheidend. Also ohne Königswinter hätten wir diesen Zugang zu der Gemeinschaft auch gar nicht gehabt, zu der indischen Szene, die es schon gab. Wir hätten uns vielleicht gar nicht etablieren können oder gar nicht auf uns aufmerksam machen können. Aber das war damals irgendwie gar nicht so geplant, das war mehr so das Interesse an der indischen Community, dass man sich mit Indern trifft. Also das war schon so ein Highlight überhaupt, zu mehr als zehn Indern in einem Raum zu sitzen. Deswegen sind wir dahin gegangen. Und dann haben wir da auch Kontakte geknüpft und das Interesse der Leute geweckt.“

Ziel des Seminars „InderNet.de“ war es (wie schon in einem Artikel von Bobby Cherian im DIG-Mitteilungsblatt 3/2000, 25 beschrieben), indo-deutsche Jugendgruppen in Deutschland miteinander in Kontakt zu bringen, sie zu vernetzen und ihnen grundlegende Kompetenzen für ihre Arbeit zu vermitteln. Die DIG wollte einen Ort schaffen, wo das selbstbewusste und selbständige Engagement von Jugendlichen gewürdigt und gefördert wird. Eingeladen hatte das Jugend Forum dazu alle ihnen bekannten Gruppen wie die Jugendgruppen der DIG Aachen und Bonn oder die unabhängige Gruppe Sandhikta aus Frankfurt/Main. Informiert wurden natürlich auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des DIG-Jugendseminars in Bad Boll. Diese wiederum haben die Einladung weiter getragen. So erfuhren auch die Gründer von theinder.net von dem Seminar. Die Mitglieder des Jugend Forums kannten die im Sommer 2000 gegründete Internetplattform noch nicht. Eine der „Bad BollerInnen“ war aber immer mal wieder in deren Chat und erwähnte da das Seminar: „und dann kam die Zeit, wo das Seminar in Königswinter stattfinden sollte und ich habe ganz beiläufig davon erzählt. ... und ich hätte nie im Leben damit gerechnet, das dann sofort Begeisterungsstürme ausbrechen: „Ach, ja können wir da hin fahren?“ und „Da kommen wir auch hin, ja dann treffen wir uns doch alle mal ..“ (aus einem Interview im April 2004) Kurz entschlossen kamen also die Gründer von theinder.net aus dem hohen Norden ins Rheinland gefahren.

Die Jugendgruppe der DIG in Bonn gibt es inzwischen nicht mehr. Die Aachener ist nicht mehr so aktiv, seit dem die beiden Gründer weggezogen sind. Die Gruppe Sandhikta hat bis zum Jahr 2002 mit großem Erfolg ihre alljährliche Party Indian Night organisiert und sich so einen Namen unter den Indo-Deutschen in ganz Deutschland gemacht. Zur Zeit ist sie aber in der Versenkung verschwunden. Ihre Fans warten auf ein Auferstehen. Das Jugend Forum ist schon lang DIG-Geschichte. Stetig gewachsen ist seit dem Seminar nur das Internetportal theinder.net. Deren Erfolg kann sich das Jugend Forum der DIG sicher nicht auf seine Fahnen schreiben. Sicher ist aber, dass das Seminar in Königswinter ein wichtiges Ereignis in der Entwicklung von theinder.net war. Wie bereits in den Aussagen von Sujal und Kristian angesprochen, sind vor allem zwei Dinge in Königswinter geschehen.

Zum einen konnten die Gründer hier theinder.net vorstellen und für ihre Idee werben. Bis zum November 2000 hatte sich die Internetseite zwar auch weiter entwickelt, aber es waren doch nur wenige Internetbegeisterte bzw. Bekannte aus dem Umkreis der Gründer, die sie regelmäßig besuchten. In Königswinter trafen die Gründer nun auf eine große Zahl von Indo-Deutschen und nicht irgendwelchen – alle Teilnehmenden des Seminars waren vor Ort selbst aktiv, organisierten Veranstaltungen, waren Multiplikatoren. Eine bessere Öffentlichkeit, um ihre Idee in alle Teile Deutschlands zu tragen, hätten sich die Macher von theinder.net nicht erträumen können. Die anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen machten die Seite nicht nur in ihrem Umfeld bekannter, sie waren auch wichtige neue Kontakte für die Gründer. Hier trafen sie auf Leute, die viel Erfahrung mit dem Organisieren von Partys und Seminaren, mit der Vernetzung von Jugendlichen und der Community überhaupt hatten – eine wertvolle Ressource für ihre weitere Arbeit. Ganz abgesehen von jenen wie Sujal, die so begeistert von der Idee waren, dass sie zu aktiven Redakteuren der Seite wurden und noch heute dreieinhalb Jahre später dabei sind.

Damit aber nicht genug. Das Seminar „InderNet.de“ begeisterte die Gründer von theinder.net auch selber. Sie, die sie aus dem Norden Deutschlands stammten, hatten – wie Kristian es beschreibt – noch selten so viele Inder in einem Raum gesehen. Sie wussten nicht, dass es schon so viel Aktivitäten in der Community gab, dass sich eine Vernetzung also wirklich lohnen würde. So wurden sie von der allgemeinen Begeisterung und Aktivität noch weiter angespornt, ihr Projekt voranzutreiben. (Weitere Informationen zur Entwicklung von theinder.net als pdf.)

Das Jugend Forum der DIG konnte so mit seinem Königswinterer Seminar sein Ziel voll erreichen. Bobby hatte das in seinem Bericht gleich nach dem Seminar schon angedeutet. Heute lässt sich im Rückblick sagen, er hat Recht behalten. Die Vernetzung von indo-deutschen Jugendlichen wurde mehr befördert, als sich die Mitglieder des Jugend Forums je hätten träumen lassen. Und sie macht bei den Mitgliedern der zweiten Generation nicht halt. Auf der Internetplattform und bei den Partys sind auch immer mehr mehrheitsdeutsche Jugendlichen anzutreffen, die so in Kontakt mit junger indischer Kultur und Menschen kommen, und sich über Indien informieren.

Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass das Jugend Forum sich die Vernetzung anders vorgestellt hatte. Ziel war es eigentlich gewesen, die bestehenden lokalen Gruppen zu vernetzen. Dabei war auch an die Nutzung des Internets gedacht worden. Dass sich aber eine Internetplattform gründen würde, war ein zu großes Ziel, um gedacht zu werden. Das sich die DIG später aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sah, die Jugendarbeit fortzuführen, war es ein großes Glück, dass theinder.net die Vernetzung übernahm.

theinder.net suchte auch immer wieder Kontakt zur DIG. Gemeinsam mit der Zweiggesellschaft Remscheid und unterstützt von der in Hagen fand im Sommer 2002 ein Fußballturnier mit der indischen Juniorenauswahl statt. Auch an die Erfahrungen in Königswinter wollte die Redaktion anknüpfen und selber mit Unterstützung der DIG ein Journalismus-Seminar anbieten. Letztere bekam sie aber zur großen Enttäuschung nicht. Einer der Redakteure formulierte das im Interview im April 2004 wie folgt: „Wobei ich mit der DIG Remscheid ganz andere Erfahrungen gemacht habe. ... Die Kooperation war super. Ja, aber dann muss man sich halt echt nicht wundern, würde ich sagen. Dann eben nicht.“
 

© Urmila Goel, www.urmila.de 2004