Veröffentlichungen von Urmila Goel
Deutschland: „Frau Göööööhl, bitte!“, tönt es durch das Wartezimmer. Die Frau am anderen Ende der Leitung notiert Uniklinik Heidelberg als ich mich mit Urmila Goel, AIESEC Heidelberg melde. Nette Nachbarn versuchen auf Christophers Frage nach Omila, seine Großmutter zu finden. Ich gehe gar nicht davon aus, dass irgend jemand meinen Namen versteht und buchstabiere gleich darauf los „U-R-M-I-L-A G-O-E-L – in zwei Silben, Go-el“. „Ach, wie das Urmel“, hieß es schon im Krankenhaus als mir Neugeborener mein Name gegeben wurde. Und auch heute noch, kann ich an diesem Ausruf erkennen wer älter als ich ist.
Alle finden meinen Namen schön. Meine Eltern haben ihn gut gewählt. Wenn er auch am Anfang etwas Schwierigkeiten bereitet, ist er doch mehr oder weniger gut aussprechbar und die Leute merken ihn sich. Irgendwie geht er auch immer wieder als deutscher Name durch, wahrscheinlich wegen des Göhls.
Südasien: Die Kollegin am Flughafen in Colombo erwartet eine ältere Frau, kleiner und dicker als ich das bin. Der indische Teilnehmer beim Workshop braucht einen ganzen Tag, bis er versteht, dass ich Urmila Goel bin und keine Inderin im Sari kommen wird. Das Gastgeschenk bei einer Partnerorganisation ist genau für diese fiktive Inderin ausgewählt. Die Kollegen in Delhi und Kathmandu sehen keinen rechten Zusammenhang zwischen dem Namen und der Frau, die auftaucht. Irgend etwas stimmt nicht. Mein Name ist so eindeutig indisch und ich so eindeutig nicht-indisch, dass alle verwirrt sind. Heiterkeit kommt dann auf, wenn ich gekonnt die Vorurteile über meine Kaste bediene, denn ich weiß ja, welche Schublade bei dem Namen Goel aufgeht.
Immerhin werde ich nicht mit der Bollywood-Schauspielerin Urmila in Verbindung gebracht. Das Urmel paßt schon viel besser zu mir. Aber das kennen natürlich die Südasiaten nicht. Ob meine Eltern meinen Namen wirklich so geschickt gewählt haben, ist mir nicht mehr ganz so klar. Dass sie einen besseren hätten wählen können, ist unwahrscheinlich.