Forschungsprojekt "Die virtuelle zweite Generation"

Mareile Paske

’Andere Deutsche’ – Strategien des Umgangs mit Rassismuserfahrungen

Frankfurt/Oder: Viadrina, November 2006.

Die Bachelorarbeit ‚Andere Deutsche’ – Strategien des Umgangs mit Rassismuserfahrungen (als pdf-Datei) beschäftigt sich mit dem alltäglichen Rassismus in Deutschland. Rassismus ist, obwohl es immer noch ein Tabuthema in Deutschland ist, der reale Lebensalltag vieler ‚Anderer Deutscher’.

‚Andere Deutsche’ sind, nach Paul Mecheril, Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hier erleben, doch nicht als ‚Deutsche’ anerkannt werden. Sie werden als ‚Andere’ wahrgenommen, denen unterstellt wird, aufgrund ihrer (vermeintlichen) ‚Herkunft’, Religion oder ‚Aussehen’ nicht ‚deutsch’ sein zu können. ‚Andere Deutsche’ können Rassismus in unterschiedlichen Formen erleben, die von Fragen nach ihrem ‚Heimatland’ bis hin zu tätlichen Übergriffen reichen. Die Gemeinsamkeit dieser Erfahrungen ist, dass sie dabei aus dem Kontext ‚Deutschland’ verwiesen werden.

Als Beispiel werden in dieser Arbeit zwei Interviews analysiert, die mit ‚Deutschen mit indischem Hintergrund’ geführt wurden. Ihre Selbstbeschreibungen sowie ihre Bezüge zu verschiedenen „natio-ethno-kulturellen“ (Mecheril 2003) Kontexten werden analysiert. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den alltäglichen Rassismuserfahrungen und dem strategischen Umgang mit diesen.

Sowohl Lara Chakravorty als auch Binod Bose (beide Namens sind geändert) machen Erfahrungen, die sie aus dem ‚deutschen’ Kontext verweisen. Aufgrund dessen beginnt Binod sich weniger als ‚deutsch’ und mehr als ‚indisch’ zu definieren. Er sucht den Kontakt mit anderen ‚InderInnen’ in Deutschland, bei denen er sich sicher fühlt. Lara hingegen identifiziert sich nicht mit nationalen Kategorien. Sie sieht sich weder als ‚Deutsche’ noch als ‚Inderin’, sondern entwirft weitaus flexiblere Kategorien für sich. Aufgrund dessen ist der Kontakt mit anderen ‚InderInnen’ nur wegen eines vermeintlich gemeinsamen ‚Hintergrunds’ nicht interessant für sie.

Die Strategien der beiden Interviewten im Umgang mit Rassismuserfahrungen unterscheiden sich ebenfalls. Lara ist sich der rassistischen Strukturen bewusst und entwickelt Solidarität mit anderen, die von Rassismus betroffen sind. Binod hingegen ignoriert den Rassismus, vermutlich um persönliche Verletzungen vermeiden zu können. Natürlich unterscheiden sich diese beiden Strategien maßgeblich, sind verschieden produktiv und wirken auf ‚die Deutschen’ unterschiedlich. So lange jedoch beide Strategien zu dem Vorteil von Lara und Binod genutzt werden, ist keine Taktik als besser oder schlechter zu bewerten. Wichtig ist, dass sie Lara und Binod so gut wie möglich vor den Auswirkungen des erlebten Rassismus schützen.

Lara hat Mareiles Bacholorarbeit gelesen und folgenden Kommentar dazu geschrieben.

Die komplette Arbeit als pdf-Datei.



 
© Urmila Goel, www.urmila.de 2007