Veröffentlichungen von Urmila Goel / Desis in Deutschland
Forschungsprojekt "Die virtuelle zweite Generation"
Urmila Goel
in: Anne Broden und Paul Mecheril (2007, Hg.), Re-Präsentationen: Dynamiken der Migrationsgesellschaft (als pdf bei IDA-NRW), IDA-NRW, Düsseldorf, 203-227.
"In politischen Diskussionen und öffentlichen Diskursen der letzten Jahre spielen immer wieder die ‚MigrantInnen der zweiten Generation’ eine zentrale Rolle. So zum Beispiel in der erhitzten Debatte über die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln. ‚Weiße’ PolitikerInnen und JournalistInnen sprechen über sie, stellen sie und die ihnen zugeschriebenen Probleme und Defizite dar. Dabei können sie auch auf migrationswissenschaftliche Literatur, die sich lange auf eben jene konzentriert hat (vgl. Badawia 2003, 29-33), beziehen. Diejenigen aber, über die gesprochen wird, bleiben in diesen Diskursen stumm. Sie bekommen keine Chance, sich selber darzustellen, ihre eigene Perspektive einzubringen und den Repräsentationen anderer effektiv zu widersprechen. Wissenschaftliche Analysen wie Mecheril (2003), Badawia (2003) oder Terkessidis (2004) stellen dagegen explizit die Perspektive der ‚Zweiten Generation’ in den Mittelpunkt. Mit dieser Verschiebung der Darstellung wandeln sich auch die behandelten Themen. In diesen Arbeiten stehen nicht mehr die Probleme und Defizite der ‚Zweiten Generation’ im Zentrum, sondern vielmehr ihre Erfahrungen von Ausgrenzungen und Rassismen sowie ihre Strategien des Umgangs damit. Die ‚MigrantInnen der zweiten Generation’ wandeln sich von Objekten der Beobachtung zu AkteurInnen. Auch dieser Artikel stellt die Perspektive der ‚Zweiten Generation’ in den Mittelpunkt.
Am Beispiel der ‚InderInnen der zweiten Generation’ soll beschrieben werden,
wie diese mit dem Sprechen über sie und den Darstellungen von Indien durch
andere umgehen. Diskutiert werden dazu vor allem eine
Seminarreihe
der Deutsch-Indischen Gesellschaft sowie das Internetportal
http://www.theinder.net.
Dabei interessiert vor allem, wie und zu welchem Zweck die ‚InderInnen der
zweiten Generation’ sich diese eigenen Räume (vgl. Heft und Goel 2006)
geschaffen haben, wie sie sich und Indien dort darstellen und welchen Grenzen
ihre Selbst-Repräsentationen auch in den eigenen Räumen ausgesetzt sind. Dabei
kann für letztere Miller und Slaters (2000) Analyse für Interneträume übernommen
werden. Sie dienen sowohl dem Austausch untereinander wie der Repräsentation
nach außen. Die Repräsentation geschieht zum Teil bewusst, wenn Indien und die ‚InderInnen
der zweiten Generation’ sich gezielt für eine größere Öffentlichkeit darstellen,
und zum Teil unbewusst, wenn die Interaktionen der ‚InderInnen der zweiten
Generation’ in ihren Räumen von anderen beobachtet werden. Theoretisch basiert
die Analyse zum einen auf den Theorien zur Konstruktion sozialer Identitäten
(vgl. Jenkins 1996 sowie 1997, Barth 1969, Cohen 1985 und Brubaker 2004) sowie
Theoretisierungen von Rassimus (siehe insbesondere Mecheril 2003, aber auch Hall
2000, Miles 2000 und Terkessidis 2004). Empirisch nutzt die Analyse das
Material, das im Forschungsprojekt „Die
virtuelle zweite Generation“ gesammelt wurde."
Siehe auch: