Sommersemester 2005 - Andere Deutsche - Migration und hybride Identitäten
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder
Dozentin: Dr. Urmila Goel, viadrina@urmila.de
Mehr Informationen auf www.urmila.de/viadrina

Die Studierenden des Seminars Andere Deutsche - Migration und hybride Identitäten beobachten seminarbegleitend "Andere Deutsche" an virtuellen oder physikalischen Orten. Auf dieser Website werden ihre unredigierten Feldwochenberichte online gestellt. Es sind erste Versuche der Feldbeobachtungen und haben nicht den Anspruch fehlerfrei zu sein. Bei Fragen und Kommentaren wenden Sie sich bitte an die Seminarleiterin Dr. Urmila Goel.

Feldbeobachtungen von David Noack

www.dimadima.de

27.06.2005

 

Um nicht in Tendenzen zu verfallen versuche ich mich heute in der Schaffung einer Tabula Rasa und noch einmal in einer grundlegenden Betrachtung von dimadima.de

 

Dimadima ist eine marokkanische Community, die ein Portal mitsamt Foren usw. unterhält. Sobald man auf die Startseite geht bietet sich ein vorrangig in Gelbtönen gehaltenes Bild. Oben auf der Seite befindet sich ein Logo, welches ich bereits in einem meiner ersten Feldberichte beschrieben habe. Im linken Frame befindet sich eine lange Menüleiste, in welcher der Reihenfolge nach von oben nach unten folgende Themen angezeigt sind:

 1.                         „Happy Birthday“ – hier werden die jeweiligen Mitglieder, die gerade Geburtstag haben mit Nickname und Alter aufgelistet.

 2.                         „Community“ – an dieser Stelle bietet sich für registrierte Mitglieder der Zugriff auf verschiedene Funktionen, welche später noch näher erläutert werden.

 3.                         „News“ – hier findet sich zunächst eine Übersicht verschiedener Nachrichtenkategorien, wie z.B. „Arabische Politik“, „Islam/Religion“, „Music“, „Politik allgemein“, „Gesundheit“ usw. Beim Klicken auf eine dieser Rubriken erscheint dann jeweils im Hauptframe eine Seite mit passenden aktuellen Nachrichtenmeldungen.

 4.                         „Extras“ – in dieser Kategorie gibt es die Möglichkeit Dimadima.de zu empfehlen, das Forum aufzurufen, Feedback zu geben, Downloads zu tätigen (hier gibt es so interessante Dinge wie einen „Arabic Editor“, zudem eine „Quran-Translation“, ein „Prayer Times Program“, das „Al Muhaddith Search Programm“ sowie diverse Gebetsbücher und anderes) und schließlich verschiedene Links.

 5.                         „Islam“ – in dieser Kategorie findet der User eine Übersetzung des Quran ins Deutsche. Die jeweiligen Suren werden sowohl in arabischer als auch deutscher Sprache angezeigt, dazu gibt es die Möglichkeit sich die Suren in arabischer Sprache als Audiofile herunterzuladen und quasi parallel zum Lesen anzuhören.

 6.                         „Arabmusic.de“ – hier finden sich einige Songtitel, die auf die Seite arabmusic.de verlinkt sind. Allerdings muss man auf dieser Seite Mitglied sein, daher kann ich von keinen Details berichten (allerdings habe ich festgestellt, dass der Administrator von dimadima.de offensichtlich auch für die Seite arabmusic.de zuständig ist. Dies lässt sich unter dem Link „Team“ aus den Eigenangaben des Administrators entnehmen).

 Wenn man dimadima.de aufruft sind im zentralen Frame einige Bilder angegeben, die einzelnen Themen aus dem News-Bereich zugeordnet sind. Sozusagen kann man hier schon einen ersten Blick auf gewisse Nachrichten werfen. Durch klicken auf den „mehr“-Button gelangt man an weitere Details.

Zudem ist im zentralen Frame eine Art Forendiagramm zu sehen, in welchem jeweils die neuesten Thread-Überschriften der einzelnen Unterforen zu lesen sind. Wer also nicht erst das Forum extra aufrufen möchte kann hier durch direkten Klick zu den neuen Threads gelangen.

Eine Anmeldung für die dimadima.de-Community ist für alle Internetnutzer möglich und bedarf keiner Gebühren oder weiterer Kontrollen. Jeder kann über ein übliches Anmeldesystem Teil der Community werden (allerdings scheint mir, dass die Mitglieder fast zu 100% Araber – oftmals Marokkaner – sind, da in fast jedem Thread an irgendeiner Stelle Sätze ein Teil der Kommunikation auf arabisch [in deutscher Lautschrift] stattfindet). Vielleicht etwas unüblich ist der Fakt, dass bei der Angabe der persönlichen Daten Auskünfte zum Wohnort und Bundesland/Land, zum Geburtstag sowie zum Geschlecht (hier allerdings mit der Möglichkeit „verrat ich nicht“ zu wählen) zwingend erforderlich sind. Lässt man diese Felder frei, ist eine Anmeldung nicht möglich.

Geht man auf die Community-Seite und loggt sich mit seinem Nutzernamen ein, so erscheint im zentralen Frame ein so genanntes „persönliches Kontrollcenter“. Hier kann man seine Angaben und Einstellungen ändern, hat Zugriff auf das Postfach für persönliche Nachrichten, kann ein persönliches Fotoalbum anlegen, eine Freundesliste erstellen und weiteres.

Angenehm finde ich, dass man sobald man sich angemeldet hat eine private Nachricht bekommt, in welcher einem mitgeteilt wird, dass die personenbezogenen Daten (die man zu Anmeldung preisgeben muss, wenn man keine Fake-Daten verwenden will) unter keinen Umständen an Dritte weitergegeben werden und dass keine unaufgeforderten Newsletter oder E-Mails von Seiten der Community-Betreiber an die angegebene E-mail-Adresse versendet werden. Ich finde, dass dies von Anfang an ein angenehmes Gefühl des Respektes der jeweiligen Privatsphäre vermittelt. Bisher habe ich so etwas bei keinem Forum gefunden.

 Die einzelnen Forenbereiche habe ich ja bereits in einem einleitenden Feldbericht kurz  vorgestellt. Ich möchte dazu anmerken, dass ich auf dimadima.de das Gefühl habe, dass die Mitglieder erstaunlich höflich miteinander umgehen – von verschiedenen anderen Foren bin ich einen ungleich rauheren Umgangston gewöhnt. Grobe Verletzungen der Netiquette sind mir auf dimadima.de weitestgehend nicht begegnet (fast lediglich anonyme User bilden hier die Ausnahme), wobei dies für die letzten Wochen nur eingeschränkt gilt. Allerdings wurde darüber dann auch sachlich reflektiert.

 Ob die User im Forum „Andere Deutsche“ im Sinne von Mecherils Definition sind bleibt für mich zu einem großen Teil fragwürdig. Anhand des oftmals gebrochenen schriftlichen Deutsch-Stils der User und der viel verwendeten Möglichkeit sich auf arabisch auszudrücken vermute ich eher, dass es sich bei vielen Mitgliedern der Community um Menschen handelt, die nicht einmal unbedingt einen Großteil ihrer Sozialisation in Deutschland absolviert haben (beweisen kann ich dies aufgrund der Anonymität des Internet natürlich nicht). In einem Thread, in dem ein User danach fragt, wer von den anderen Mitglieder die deutsche Staatsangehörigkeit und somit einen deutschen Pass hat wird deutlich, dass sich einige User offensichtlich noch nicht sehr lange in Deutschland aufhalten und in diesem Thread eine erste Möglichkeit sehen zu erfahren, welche Vorteile die deutsche Staatsangehörigkeit überhaupt für sie haben könnte.

Andere User lassen sich hingegen sicherlich schon eher als Andere Deutsche in Mecherils Sinne einordnen. Oftmals beschleicht mich bei bestimmten Kommentaren dieser User ein wirklich sehr starkes Gefühl, dass sie einfach in Deutschland aufgewachsen sein müssen, um diese bestimmte Art von Humor oder gewisse Sichtweisen entwickelt haben zu können. Einiges davon passt wirklich in den bekannten Stereotypus „typisch Deutsch“.

Allerdings habe ich bisher aus dem dimadima-Forum noch nicht explizit erfahren können, ob sich zumindest einige dieser in Deutschland sozialisiert scheinenden User von „Mehrheits-Deutschen“ als nicht Standard-konform wahrgenommen erlebt haben (deutlich wurde aber, dass sich einige User trotz deutschen Passes selbst als anders erleben – nämlich als „Marokkaner mit deutschem Pass“; somit ziehen sie selbst eine Abgrenzungslinie zu den „Mehrheitsdeutschen“).

Auf dimadima.de gibt es dem Anschein nach also beides – sowohl User, die erst kurze Zeit in Deutschland sind und somit quasi „1. Generation“, als auch User, die sicherlich mindestens einen Großteil (wenn nicht die Gesamtheit) ihrer Sozialisation in Deutschland absolviert haben.

13.06.2005 

Ich bin etwas ratlos. Dies resultiert aus dem Grund, dass ich mich bei der Beobachtung der dimadima-Community vorerst verstärkt auf nicht-islamische Aspekte konzentrieren soll. Dimadima.de stellt sich mir aber als eine Community meist dem Islam angehörender oder zumindest nahe stehender Mitglieder dar. Faktisch ist es so, dass sich die meistbesuchten topics fast zu 100% mit den Islam betreffenden Fragen oder Betrachtungen beschäftigen.

 Dennoch werde ich mich also bemühen nun bevorzugt „andere“ Themen in mein Gesichtsfeld zu rücken.

Eine Bemerkung vorweg: ich finde es vom Aufbau des Forums furchtbar, dass die thread-Anfänge immer auf der letzten Seite zu finden sind. Man muss sich also – um dem thread folgen zu können – von hinten nach vorne, von unten nach oben durchlesen. So etwas ist mir noch in keinem anderen Forum begegnet und macht in meinen Augen die Handhabung des Browsing erheblich schwieriger. Aber gut, das sind technische Fragen.

 Inhaltlich habe ich für diesen Bericht einen Thread im Sport-Forum entdeckt, der interessant erscheint. Ein männlicher User (der nicht angemeldet ist sondern als Gast erscheint) eröffnet die Diskussion, indem er auf ein offensichtlich einst geplantes Fußballspiel von dimadima-Mitgliedern (welches scheinbar nicht stattgefunden hat) anspielt und feststellt, dass er so ein Spiel gerne durchführen würde. Die Reaktionen in Hinsicht auf solch ein „Reallife“-Treffen fallen dabei recht positiv aus, wobei ich es extrem interessant fand, dass zunächst eine, später aber mindestens 5 Frauen aktiv an dem Thread teilnehmen und sich auch enstsprechend als potentielle Mitspieler für das geplante Fußballspiel anbieten. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass die männlichen Teilnehmer damit weniger locker umgehen würde, was sich aber als falsch erwiesen hat.

 Wenig später bemerkt der Thread-Eröffner ein wenig salopp: „…die [Mitspieler] müssen von dimadima sein damit ich die hässlichen gesischte sehen:D:D ihr dürft auch mein GEsischt sehen,,, ich wahrne euch,,, ihr könnt ein komplex kriegen nur wenn ihr mich ansieht…“

Spannend finde ich, wie dieser User mit seiner Identität spielt, aus welchen Gründen auch immer (vielleicht ist er tatsächlich innerlich unsicher und will gewissen Reaktionen im Rahmen eines realen Treffens vorbeugen, vielleicht will er sich großtun… - aber wir sollen ja nicht spekulativ interpretieren…). Anschließend erstreckt sich die weitere Diskussion in einem Hin- und Her-Spiel, welches mich an Grundschulzeiten erinnerte. Es wird nämlich diskutiert, wer zu wem in die Mannschaft will/soll/darf. Hier scheint es mir als Außenstehendem oftmals, als würden sich gewisse User untereinander bereits persönlich (also aus realen Treffen) kennen – Wortspielereien, Kosenamen usw. erwecken in mir diesen Eindruck.

 Allerdings halte ich es auch für möglich, dass die scheinbare Vertrautheit gerade auf den anonymen Möglichkeiten des Internet beruht – man sich dem anderen also nahe fühlen bzw. so geben kann, selbst wenn in der Realität beide Personen unter Umständen nichts gemein hätten.

Danach kommt die Frage des Ortes in`s Spiel, wobei sich zeigt, dass wohl ein Großteil der (zumindest in dem genannten thread aktiven) User in Nordrhein-Westfalen leben.

Bei allen Diskussionen um das geplante Treffen fällt mir auf, dass verschiedene User immer wieder ihre Hoffnung betonen, dass das Spiel diesmal wirklich stattfinden wird. Dieser Hoffnung jedoch wird jedesmal ein „inschaallah“ vorangesetzt. Dies heißt „So Gott will“. Für mich entsteht daher ein Bild von Menschen, die zwar willentlich und planvoll vorgehen, sich jedoch eben immer die Eventualität eines möglichen anderen Willens Allahs offenhalten. Selbst in diesen Freizeitbereich hinein wirkt also offensichtlich der islamische Glaube auf eine gewisse Art und Weise.

Trotz aller Aktivität geht der Thread anschließend nicht wirklich voran. Die User verwickeln sich in Detailfragen (wie sollen die Auswechselspieler eingesetzt werden usw.), im Bezug auf eine konkrete Terminfindung findet kaum eine weitere Diskussion statt. Bis es plötzlich ein zuvor nicht aktiver User auf den Punkt bringt: „ich find es irgendwie traurig das hier keine treffs organisiert werden. Seit ihr alle nicht neugierig wer sich hinter dem nick versteckt und mit dennen einen schönen tag verbringen mich würde mal intressieren wer alles intresse an einen sport und grill treff hätte“. Leider haben trotz dieses Posts keine weiteren Planungen stattgefunden. Es scheint also, dass der offensichtlich zweite Anlauf die Dimadima-User für ein Fußballturnier und damit ein Reallife-Treffen zusammenzubringen vorerst gescheitert ist.

06.06.2005

Bezugnehmend auf eine von Frau Goel geäußerte Befürchtung, ich könnte aufgrund meines Interesses für den Islam zu einer einseitigen Betrachtung von dimadima.de tendieren, will ich heute einmal ganz bewusst andere, bisher vielleicht etwas kürzer gekommene Forumsbereiche betrachten.

Allerdings möchte ich hinzufügen, dass ich die formulierte Sorge Frau Goels für unbegründet halte, da meiner Meinung nach (resultierend aus der Natur der dimadima-Webseite und der entsprechenden Community) die islamische Komponente als zentraler roter Faden mehr oder weniger offensichtlich durch alle Forenbereiche verläuft und somit eine – ziemlich jedweder Thematik innewohnende – Art Grundkatalog der Community bildet.

Doch nun zu den Aktivitäten dieser Woche. Im Forum „Essen, Trinken, Mode“ bestimmt ein Dauerbrenner-thread auch den heutigen Tag – es geht passend zur Jahreszeit um´s Grillen. Ein Moderator ist Initiator und hauptsächlicher Rezepte-Poster. Die anderen User freuen sich und versprechen alles nachzukochen.

Zudem gibt es mehr oder minder nützliche Informationen zum Thema „Schuh-Kauf in FFM“ und über Gewichtszunahme.

Im Bereich „Religion allgemein“ hat eine Userin 30 Verhaltensweisen gepostet, „die eine muslimische Frau unterlassen sollte/muss“. Diese hat die Autorin eigenen Angaben zufolge einer saudischen Broschüre entnommen. Anschließend hat sich darum eine interessante Diskussion ergeben, an der sich die Thread-Eröffnerin allerdings nicht erheblich beteiligt hat. Lediglich einmal meldet sie sich noch zu Wort, als Klischees zwischen Saudis und Arabern aufgemacht und diskutiert werden. Hierbei verteidigt sie die saudische Seite und spricht sich gegen Stereotype aus.

Das Forum „Maghreb“ beinhaltet eine spannende Diskussion, in welcher die Frage gestellt wird, ob Marokkaner Araber sind. Hier sind alle möglichen und unmöglichen Arten von Antworten enthalten, wobei ich die Richtigkeit nicht bewerten kann. In das „Herkunftsspiel“ sind unter anderem angeblich verwickelt: die Yemeniten, die Semiten, die Phönizier, die Berber ... Eine der sachlicheren Feststellungen dieses Threads lautet, dass – egal wo sie ursprünglich herstammen – alle Marokkaner doch zumindest Muslime seien.

Der Fakt, dass große Teile dieses threads in arabischer Lautschrift verfasst worden sind, erschwert sein Verständnis als Ganzes erheblich. Jedoch ist festzustellen, dass die User sehr unterschiedlich an die Diskussion herangehen – einige wollen offensichtlich nur provozieren, andere lassen genau dies mit sich machen und reagieren ausgesprochen emotional, wieder andere versuchen argumentativ und ruhig gegenzusteuern. Später gehen einige User dazu über, flache Witze zur Thematik zu reißen, letztendlich aber finden sie in die Diskussion zurück.

Es bleibt festzustellen, dass die Unterforen „Der Islam“ und „Religion allgemein“ zentral und damit prägend für das dimadima-Forum sind. Dies lässt sich schon allein an der Themenanzahl messen (mithalten kann hier quantitativ nur das „Smalltalk“-Forum). Zudem finde ich dennoch meine Ansicht bestätigt, dass auch die restlichen Foren entlang des roten Fadens „Islam“ laufen. Auch wenn die geposteten threads nicht zwingend dicket mit dem Islam zu tun haben, kommen doch entsprechend glaubensbedingte Einwürfe und Nachfragen immer wieder vor.

Abschließend noch eine Bemerkung grundlegender Richtung. Wir waren von Frau Goel dazu aufgefordert, uns zu äußern, ob und inwiefern uns die Problematik auf die J. S. gestoßen ist in unseren Feldbeobachtungen beeinflusst hat, bzw. ob wir Konsequenzen aus diesem Konflikt gezogen haben. Ich habe lediglich die Konsequenz gezogen, meine Beobachtungen wie bisher weiterzuführen – das heißt im Ergebnis, ich habe nicht um Erlaubnis für meine Beobachtungen auf dimadima.de gefragt, ich habe diese Beobachtungen nicht öffentlich erwähnt und werde dies auch nicht tun. Ich sehe für mein Feld die von Frau S. angetroffene potentiell problematische Konstellation (eine gesellschaftliche Gruppe, die sich zwar als „nicht anders“ wahrnimmt und auch so gesehen werden will, dennoch in ihrem Verhalten/Reagieren eine abgegrenzte Identität forciert) nicht in annähernd gleichem Maße und möchte zudem aber auch nicht durch die Offenlegung meiner Beobachtungen eventuelle Unwohlheitsgefühle seitens der User auf dimadima konstruieren bzw. provozieren. In diesem Sinne halte ich es für beide Seiten für besser, die Beobachtung ohne entsprechende Hinweise weiterzuführen.

02.06.2005:

Und auch in dieser Woche hat es mir der „Islam“-Thread wieder einmal angetan. Aktuell steht die Frage eines Users nach der Zulässigkeit von Empfängnisverhütung bei muslimischen Frauen im Raum. Er möchte wissen, ob es dazu einen Urteilsspruch (also im Sinne von: eine passende Sure) gibt, und wenn ja, wie diese lautet. Interessant finde ich, dass diese Frage von einem männlichen Mitglied und nicht etwa von einer Frau gestellt wird. Natürlich lässt sich das Geschlecht des Fragestelllers nicht mit Sicherheit feststellen, nach der Geschlechtsangabe im Profil ist aber von einem Mann auszugehen.

Eigentlich richtet sich dieser User lediglich an die weiblichen Nutzerinnen des Forums, da er seinen Beitrag mit „Schwestern assalameilkum“ beginnt. Dennoch beteiligt sich auch ein weiterer männlicher User mit seiner Meinung an der Diskussion. Überwiegend einstimmig kommen die User zu der Meinung, dass Empfängnisverhütung für muslimische Frauen erlaubt ist und im Koran nichts Gegenteiliges steht. Eine Sterilisation – und damit dauerhafte Außerkraftsetzung der Fruchtbarkeit wird aber als strikt abzulehnend angesehen.

Erneut fällt mir auf, dass auch in diesem Thread (wie auch in den meisten anderen) eine verhältnismäßig ruhige und erstaunlich sachliche Diskussion geführt wird. Selbst in problematischen und emotionsgeladenen Threads (z.B. zum Thema „Das Problem des Kopftuchs“) sind grobe verbale Ausrutscher von Usern ziemlich selten. Geschehen diese doch einmal, so kommt es durchaus schnell vor, dass sich der/die entsprechende User/in für sein Verhalten entschuldigt und einsichtig zeigt bzw. die anders lautenden Meinungen akzeptiert und sachlich weiterargumentiert. Dies ist mir aus anderen, vorrangig von „Mehrheitsdeutschen“ besuchten Foren relativ unbekannt.

Ein noch sehr junger Thread trägt den Titel „Haben wir Zeit“ und beschäftigt sich mit der Frage, wie Muslime mit der ihnen von Allah gegebenen Zeit umgehen. Der den Thread eröffnende User hält eine Art Plädoyer für die bewusste und sinnvolle Verwendung von Zeit im Dienst von Allah und fordert die anderen User unter Verwendung von Suren-Zitaten dazu auf, über den wahren Sinn des Daseins in Ruhe nachzudenken. Dies könnte ein interessantes Thema werden. Ein zweiter User hat sich bereits mit weiteren Suren-Zitaten eingeschaltet und die Ansichten seines Vorredners weitestgehend unterstützt. Ein Dritter beschränkt sich lediglich auf den Satz: „…ich kann echt nichts dazu was sagen außer lesen und geniessen“. Es dürfte also spannend werden, einmal die Philosophen auf Dimadima.de in Aktion zu erleben.

 Ansonsten gab es wieder diverse „bunte“ topics (also Themenmischung), zudem Veranstaltungshinweise (z.B. für ein großes muslimisches Treffen in Frankfurt/Main mit Vorträgen zu vielen Fragen, die auch auf Dimadima.de diskutiert werden) und unter anderem eine spannende Diskussion über Studiengebühren in Deutschland (in der aber keine spezifisch marokkanische Sichtweise, sondern wenn überhaupt ab und zu der finanzielle Blickwinkel eines ausländischen Studenten beleuchtet wurde).

23.05.2005

 In dieser Woche habe ich mir auf dimadima.de das Unterforum „Kino, Film, TV“ etwas näher angesehen.

Neben diversen threads zu mehr oder minder aktuell im Kino laufenden Filmen gibt es ein Thema, welches mein Interesse weckte. Es trägt den Namen „In´s Kino gehen“. Beim Lesen dieses Titels erwartete ich eine Unterhaltung über die generelle Berechtigung des Kinoganges für Muslime.

Damit lag ich dann auch in ungefähr richtig. Der Thread ist eine Anfrage der Userin „Kerima“, die gerne Meinungen anderer User hören möchte zu der Problematik, ob es einer Muslimin (für männliche Muslime besteht diese Frage offensichtlich weniger) erlaubt sei, ins Kino zu gehen.

Kerima war von einer Freundin auf diese Fragestellung gestoßen worden und offensichtlich bewegt sie selbige erheblich, denn sie berichtet einige posts später, dass sie auch gehört habe, daß chatten für Musliminnen verboten sei und sie nun wirklich durcheinander sei, da sie im Allgemeinen nichts tun wolle, was Allah ungut findet.

Es ist mir im Laufe der bisherigen Beobachtungen auf dimadima.de immer wieder aufgefallen, dass sich offensichtlich erhebliche Teile der NutzerInnen mit tiefen Fragen zu alltäglichen Dinge herumschlagen, um möglichst gemäß Allahs Willen leben zu können. Um diesen Willen zu erkennen bzw. tiefer zu verstehen benutzen sie das Forum, wo sie auf das Koranwissen und die Weisheit anderer Nutzer hoffen.

Auch die generelle Anfrage zur Rechtmäßigkeit von Kinobesuchen spiegelt diese Hoffnung wider. Die Antworten fallen durchaus verschieden aus.

Die erste Antwort lautet, dass die Freundin Recht habe, es keinen anständigen Film im Kino gebe – denn das wenigste was man sehen würde wäre Küssen und genug Haut. Dies sei Haram (da ich diesen arabischen Begriff nicht kannte versuchte ich erfolgreich über Google mehr herauszufinden – „Haram“ steht bei den Muslimen für alles Nichterlaubte, gleichzeitig für alles Unmoralische, Unreine).

Ein anderer User hingegen antwortet mit einer scheinbar ironischen Konnotation, dass man dann nicht einmal mehr auf die Straße gehen könne.

Der Großteil der Antwortenden vertritt jedoch die Meinung, dass bei bewußtem Umgang mit dem Medium Kino (also entsprechende Auswahl der Filme) ein Besuch desselben nicht generell als Haram anzusehen sei.

 Neben dieser Grundsatzdiskussion gab es z.B. Unterhaltungen über den Film „Königreich der Himmel“. Interessant fand ich hier, dass es einigen Usern garnicht um den Film selbst ging, sondern sie nur begeistert waren, dass am Ende (der Film handelt von Kämpfen um die Stadt Jerusalem zu Kreuzzugzeiten) die Muslime gewonnen haben. Jedoch wirkten andere User als Korrektiv und wiesen nachdrücklich darauf hin, dass es nicht wesentlich sein könne, die Überlegenheit einer Glaubensrichtung zu betonen, sondern dass es darum gehen müsse, alle Menschen als gleichwertig zu sehen. Auch religiöser Fanatismus im Namen einer Gottheit ist diesen Nutzern gemäß abzulehnen. Mich hat diese Offenheit etwas erstaunt, da ich eher erwartet hatte, dass der Islam als einzig richtige Religion vertreten werden würde.

 In der Rubrik „Der Islam“ haben sich wieder einmal sehr mannigfaltige Fragestellungen angesammelt, so z.B., ob Haareschneiden für Frauen eine Sünde – also „Haram“ – sei (was weitestgehend verneint wird, solange die Frau ein Kopftuch trage), oder aber, ob der Besuch eines Sonnenstudio „Haram“ sei (hier wird die interessante Meinung vertreten, dass es „Haram“ sei, weil alles, was zu Haram führt auch Haram sei[1]). Alles in allem wieder eine diskussionsreiche Woche.


[1] Das heißt im Klartext: Hautkrebs wird als etwas Unreines – also Haram – gesehen. Da Sonnenstudios im Verdacht stehen, Hautkrebs zu begünstigen, sei also auch ihr besuch selbst bereits Haram.

16.05.2005

 Nachdem ich in dieser Woche einige Schwierigkeiten hatte, die Community-Seite zu erreichen fällt der heutige Bericht etwas kürzer aus.

Betritt man zurzeit die Seite so sticht zunächst eine optische Änderung sehr deutlich in´s Auge – das Forum, sowie die anderen zugehörigen Teilseiten haben ein neues Layout erhalten. Es dominieren Gelb- und Brauntöne, zudem wurde ein kontextualisiertes Logo geschaffen. Diese ist vorrangig in Blau- und Gelbtönen gehalten und zeigt ein Paar Hände mit Henna-Verzierungen, zudem einen Ausschnitt eines offensichtlich arabischen Gesichtes sowie ein Paar einander haltende Hände (scheinbar von Mann und Frau). In dieses Logo wurden 2 Werbungen eingearbeitet – eine für marokkanische Fliesen und eine andere für ein Islam-Handbuch (wobei interessanterweise in der kurzen Werbung explizit darauf hingewiesen wird, dass das Handbuch die Fragen zum Islam „sachlich und vorurteilsfrei“ behandele).

Trotz der Layout-Änderung ist die grundlegende Struktur der Seiten erhalten geblieben, d.h. die Neuerungen sind vorwiegend farbtechnischer Natur.

 Eine ausnahme bildet eine zentrale Erweiterung der Community-Seiten, die nach einigen Korrekturen nun zu funktionieren scheint: im linken dauerhaften Seitenframe sind zwei Links platziert worden, über welche man sich Koranverse entweder in deutscher oder englischer Übersetzung anzeigen lassen kann (dabei wird zusätzlich auch die originale arabische Schrift mit angezeigt). Im Test funktionierte zwar nur die deutsche Variante (ein Klick auf den Englisch-Link führte zu einem reproduzierbaren Server-Fehler), jedoch hat man hier die sehr interessante Möglichkeit, sich die entsprechenden Suren auch als Audiofile im .ram bzw. .mp3-Format herunterzuladen. Diese Audiofiles enthalten die entsprechenden Suren in arabischer Sprache. Die Aufnahmen stammen offensichtlich aus Moscheen und sind Mitschnitte dort abgehaltener Gottesdienstfeiern. Man hört zunächst einen Vorredner, dann wird die Sure in gesungener Form vorgetragen. Offensichtlich gibt es zudem eine ritualisierte Wechselseitigkeit zwischen Vortragendem und der Gemeinde, denn zum Schluss einiger Suren  kann man jeweils eine Gruppe mit einer scheinbaren Antwort auf das Vorgetragene vernehmen.

Durch die Möglichkeit, parallel zum Lesen der Suren (in deutscher Übersetzung) den Originalton zu hören ergibt sich ein sehr lebhafter und interessanter Eindruck dieser Koranverse.

09.05.2005

 Zunächst möchte ich noch einen kurzen Satz zur Community des von mir zur Feldbeobachtung gewählten virtuellen Raumes www.dimadima.de voranstellen. In der letzten Woche habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich die User des Forums – für mich erstaunlich – offenkundig sehr ausgeglichen aus beiden Geschlechtern rekrutieren. Eine sonst oft typische männliche Mitgliederdominanz ist zunächst nicht merklich festzustellen. Zwar lässt sich dies natürlich nicht eindeutig nachprüfen, jedoch wird jedem Mitglied nach seiner Anmeldung (bei der man sein Geschlecht eingibt – dies ist ein Pflichtfeld) ein kleines Symbol für männlich oder weiblich zugeordnet, welches auch in jedem Beitrag unter dem Avatar mit auftaucht. Die Avatare selbst sagen nicht viel aus, da sie meist keine Fotos der User, sondern neutrale Bilder (wie Tiere, Sonnenuntergänge, Blumen, Comicfiguren...) enthalten. Allerdings fügen etliche der Mitglieder ihren Beiträgen – quasi als Unterschrift – ihren realen Vornamen an (der oft vom gewählten Mitgliedsnamen differiert), so dass sich, zumindest dem Anschein nach, eine etwas klarere geschlechtliche Zuordenbarkeit ergibt.

 Eine generelle Schwierigkeit ergibt sich für mich als Nicht-Araber dadurch, dass in der täglichen Forums-Kommunikation des Öfteren gängige deutsche Sätze und Wortkonstruktionen mit arabischen Formulierungen und Termini durchmischt werden. Offensichtlich beschränkt sich dies aber relativ auf ein gewisses Grundvokabular, denn ich erkenne einige der Begriffe von Topic zu Topic wieder und kann mir so schon des Öfteren aus dem Kontext ihren Sinn herleiten. Jedoch funktioniert dies natürlich bei weitem nicht immer, und so bleibt eine gewisse Vagheit im Verständnis mancher Äußerungen.

 Zum Forum:

Aus der von mir diesmal schwerpunktmäßig betrachteten „Kummerecke“ (einem Teil des Forums, in dem die User ihre Sorgen und Nöte darstellen können) habe ich für heute 2 Themen ausgewählt.

Unter dem Thread-Titel „bitte schließt sie in euer Gebet ein“ berichtet eine Nutzerin von einer Freundin, die plötzlich in´s Krankenhaus eingeliefert werden musste und bittet daher die anderen Foren-Nutzer für diese – ihnen großteils unbekannte – Freundin zu beten.

 Es fällt auf, dass neben der starken, prompt zum Ausdruck gebrachten Bereitschaft der User für die benannte Person zu beten (was offensichtlich als natürlich empfunden wird), mehrmals verschiedene Suren zitiert werden, die sowohl auf Arabisch als auch auf Deutsch gepostet worden sind. Diese Suren werden mit der Intention vorgebracht, der Betroffenen als Halt in ihrer schweren Zeit zu dienen. Dabei gehen die User davon aus, dass schon das Lesen der Suren zur Genesung beitragen soll.

Mich erstaunt, dass die Wirksamkeit von Gebeten und solchen Suren niemals in Frage gestellt bzw. kritisch betrachtet wird, sondern vielmehr lebendiger und absolut natürlicher Teil des Glaubens der betreffenden User zu sein scheint. 

Es sticht zudem ins Auge, dass sich die User untereinander sehr oft als „Brüder“ und „Schwestern“ bezeichnen, was mich stark an den Umgangston in freikirchlichen, christlichen Gemeinden erinnert. Diese begriffliche Familiarität erzeugt offensichtlich ein Gefühl der Vertrautheit und Nähe unter den Nutzern, selbst angesichts des Faktes, dass sich die meisten dieser User noch niemals im realen Leben begegnet sind.

 Eine weitere interessante und lebhafte Diskussion findet sich unter der Überschrift: „dürfen Ehefrauen und Mütter ins chat?“. Hier wünscht sich ein User Meinungen zu der Frage, ob verheiratete Frauen berechtigt seien, mit anderen Menschen (bzw. konkret eben auch Männern) zu chatten. Den dazu von den Nutzern geäußerten kontroversen Meinungen unterliegt jedoch ein breiter Tenor, dass es grundsätzlich für muslimische Frauen in Ordnung sei zu chatten, solange sie jedesmal sofort kenntlich machen, dass sie bereits an einen Mann vergeben sind und an keinerlei neuen Kontakten diesbezüglich interessiert. Zudem sind sich die meisten User in der Meinung einig, dass Frauen ihren Ehemann davon unterrichten sollten, dass sie chatten, und er sein Einverständnis geben sollte.

Auch hier erstaunt mich wieder die Natürlichkeit, mit der auch die (nicht gering vertretenen Nutzerinnen diesen Meinungen zustimmen. Offensichtlich wird solch ein Verlangen nach männlicher Zustimmung (und damit letztlich auch Kontrolle) nicht bzw. kaum als unangenehm, sondern als vollkommen normal empfunden.

Andererseits wird von manchen Usern der Chat für Frauen deutlich abgelehnt, mit der Begründung, dass das Gespräch mit fremden Männern sie auf längere Zeit nur in Versuchung führen würde, nach etwas Ausschau zu halten, was sie bei ihrem Ehemann zu Hause nicht bekommen würden. Mithin würde der Chat weiblicher Untreue Vorschub leisten.

Es zeigt sich mithin eine breite Mischung, von sehr konservativen bis hin zu sehr liberalen Einstellungen zur Thematik.

Interessant fand ich, dass sich, neben der durchaus nicht unerwarteten restriktiven Einstellung dem weiblichen Chatverhalten gegenüber, zudem auch männliche User appellhaft an die gesamte Community richten und ausdrücklich Frauen und Männer dazu auffordern, darüber nachzudenken, ob die Benutzung von Chats gut für eine Ehe sei.

Selbst bei den Nutzern jedoch, die sich radikal gegen die Möglichkeit aussprechen, Frauen chatten zu lassen, war an keinem Punkt erkenntlich, dass die Teilnahme der Frauen am „normalen“ Forum in Frage gestellt wird. Diese offensichtlich gemachte Unterscheidung hat mich verwundert.

02.05.05:

 Aufgrund meiner Internetrecherchen habe ich mich vorläufig für einen virtuellen Raum zur Feldbeobachtung entschieden. Konkret ist dies die marokkanische Community von www.dimadima.de. Zunächst hatte ich zwischenzeitlich darüber nachgedacht, eine asiatische Community zu beobachten, bin aber nicht meinen Vorstellungen entsprechende fündig geworden. Aus diesem Grunde bin ich bei meiner ersten Wahl geblieben. Dennoch habe ich neben Dimadima noch eine zweite marokkanische Community im Blickwinkel (http://maroc-today.de). Für die finale Wahl wird wohl die jeweilige Aktivität der Community-Mitglieder entscheidend sein.

 Nun aber zu Dimadima.de. Die genannte Seite beherbergt wie bereits erwähnt eine Community, die offensichtlich von Marokkanern der zweiten Generation für in Deutschland lebende Marokkaner, bzw. Araber im Allgemeinen (daher der Untertitel „The Arab Community“) gestaltet wird. Die verwendete Sprache ist Deutsch, jedoch wird des öfteren mit arabischen Begriffen umgegangen, die dann in deutsche Schriftsprache übertragen werden.

Neben dem Forum (welches mein bevorzugter Beobachtungsort sein wird) umfaßt die Seite aktuelle und wechselnde Kurznachrichten verschiedener Ressorts, dazu mehrere Chaträume (die aber, meiner bisherigen Erkenntnis nach kaum frequentiert werden), eine Fotogalerie und sogar einen Web-Shop, in dem man z.B. T-Shirts mit arabischen Schrifzügen bestellen kann. Zudem sind auf der Startseite wechselnde Werbungen arabischer Ausrichtung geschaltet – beispielsweise Downloadmöglichkeiten für arabische Handyklingeltöne.

Nach Angaben der Seitenbetreiber hat die Community derzeit beinahe 8800 Mitglieder.

 Wie erwähnt soll das Forum den Platz für meine Feldbeobachtung bilden. Es bildet zudem das Herzstück der Dimadima-Community. Es ist jedem Interessenten möglich, in diesem Forum mitzulesen. Um jedoch Antworten zu verfassen oder Details über die Nutzer erfahren zu können muss man sich zunächst registrieren. Dominierende Themen des Forums (gemessen an der Beitragszahl) sind unter anderem: Kino,Film,Tv;   Kummerecke; Religion allgemein; Flirten; Music und Kultur Allgemein und Essen, Trinken, Mode. Die zwei Top Unterforen sind „Der Islam“ (hier stellen die User meist Fragen zum Islam, auf die Sie keine Antwort wissen und daher auf Unterstützung durch andere Community-Mitglieder hoffen - oft wird diese Hilfe von den Mitusern durch die Anführung der entsprechenden Hadithen und Suren realisiert) und schließlich mit den meisten Beiträgen „Spiele-Forum“. Hier geht es aber nicht etwa nur um kleine Internetspiele (die auch ab und zu vorgestellt werden), sondern vielmehr scheint es so zu sein, dass sich die User kleine Spiele ausdenken (z.B. in der klassischen Art von „Frage und Antwort“) und sich damit die Zeit im Forum vertreiben. Zentraler Inhalt dieser Spiele ist oftmals die islamische Religion.

Schon in der ersten Beobachtung zeit sich also, dass (nicht unerwartet) der Islam in allen seinen Facetten eine große Rolle im Forum spielt und daher auch aus verschiedensten Fragestellungen und Perspektiven beleuchtet wird.

18.04.05:

ich habe mir für meine Feldbeobachtungen eine arabische bzw. konkreter, eine  Marokkanische Internet-Community  herausgesucht. Genauer gesagt, sind es momentan noch zwei Communities (nämlich einerseits: www.dimadima.de und andererseits http://maroc-today.de ), jedoch werde ich mich nach einer anfänglichen Beobachtung für eine der Beiden entscheiden. Unter anderem will ich dies davon abhängig machen, welche Community sich als die aktivere herausstellt (da sich dadurch vermehrte Beobachtungsmöglichkeiten auftun).

Momentan scheint mir dies die Community von dimadima.de zu sein.

Beide Communities werden dem Anschein nach von in Deutschland lebenden Marokkanern der zweiten Generation gestaltet und offensichtlich auch hauptsächlich von eben dieser Gruppe frequentiert.

Themenschwerpunkte in den entsprechenden Foren sind unter Anderem: Politik, Fragen zum Islam, deutsche Bildung, Religion Allgmein, Kino, Sport, Essen+Trinken, Musik, Beruf, Flirten usw. Vom ersten Eindruck her lässt sich also sagen, dass ziemlich alle Bereiche des täglichen Lebens Beachtung finden.

 Eine Internet-Community, und damit einen virtuellen Raum, habe ich mir ausgewählt, weil ich in meinem Alltag weder entsprechende Vereine kenne, noch persönlichen Kontakt mit einer entsprechenden Gruppe habe, anhand derer sich eine dauerhafte Feldbeobachtung durchführen ließe.

 Warum nun ausgerechnet eine marokkanische Community? Zum ersten fand ich es ein wenig zu bequem, einfach die von Ihnen als Beispiel vorgestellte Community von theinder.net zu wählen, und somit einer eigenen Suche aus dem Weg zu gehen (obwohl mich die indische Community auch gereizt hätte).

Bei meiner Recherche über Suchmaschinen und sonstige Internethilfsmittel stellt ich dann zudem fest, dass es neben verschiedenen arabischen Foren (und der angesprochenen theinder.net-präsenz) wenig wirklich aktive – und damit brauchbar beobachtbare - Communities anderer Ethnien gibt (zumindest konnte ich diese nicht aufspüren). So suchte ich z.B. nach Präsentationen chinesicher, japanischer, griechischer, norwegischer und finnischer Gruppen, wurde aber nicht zufriedenstellend fündig.

Schließlich gab ich in diversen Suchmaschinen solche Kombinationen wie „muslimische Community“ bzw. „arabische Community“ und stieß auf erhebliche Ressourcen. Sicherlich ist diese Aktivität nicht ganz unverständlich, da ja die arabische bzw. islamische Bevölkerungsgruppe wohl auch (meiner Meinung nach) die zahlenmäßig größte Migrantenfraktion in Deutschland stellt.

 Da mich die arabische Welt und der islamische Glaube schon seit Längerem interessieren, ich jedoch aus Zeitmangel nie zu einer näheren Betrachtung kam, halte ich meine Wahl zudem für eine gute Gelegenheit, mehr über diese Themen zu erfahren und gleichzeitig einen Blick auf Deutschland und die Deutschen, durch andere Augen, zu bekommen.

 Abschließend möchte ich Sie darum bitten, meine Feldberichte mit einer Woche Verspätung (also ab dem 02.05.2005) beginnen zu dürfen, da ich am 28.05. noch meine Bachelorprüfung abzulegen habe und bis dahin voll mit der entsprechenden Vorbereitung beschäftigt sein werde (und somit kaum freie Zeit für eine gründliche Beobachtung der gewählten Community aufbringen werden kann).

© Urmila Goel, www.urmila.de 2005