Sommersemester 2005 - Andere Deutsche - Migration und hybride Identitäten
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder
Dozentin: Dr. Urmila Goel, viadrina@urmila.de
Mehr Informationen auf www.urmila.de/viadrina

Die Studierenden des Seminars Andere Deutsche - Migration und hybride Identitäten beobachten seminarbegleitend "Andere Deutsche" an virtuellen oder physikalischen Orten. Auf dieser Website werden ihre unredigierten Feldwochenberichte online gestellt. Es sind erste Versuche der Feldbeobachtungen und haben nicht den Anspruch fehlerfrei zu sein. Bei Fragen und Kommentaren wenden Sie sich bitte an die Seminarleiterin Dr. Urmila Goel.

Feldbeobachtungen von Monika Pisarek

www.poloniaberlin.de

11.07.05:

Wie ich es vermutet habe, erschienen schon auf dem Forum Sommerferien-Themen und eine Sommeratmospäre ist eingezogen.

Eine der ForumteilnehmerInnen (X) gab allen Bescheid, sie fährt bald, ganz unewrwartet an die polnische Ostsee, weil ihr ihre Bekannte eine Überraschung gemacht haben. Dabei hat sie versprochen Muscheln und Sand von der Ostsee für alle mitzubringen :). Man konnte eine ungeheure Freude an diesem Post spüren, was sogar bei mir ein kleines Eifersuchtgefühl hervorgeruffen hat :).  Ein Wochenende beim schönen Wetter am Meer!!! Dabei sagte sie, sie vermisst schon das Forum und verabschiedete sich von allen bis zum Sonntag. Dieser letzte Satz ließ mich vermuten, dass sich die Forumteilnehmer als eine Gemeinschaft oder ein Freundenkreis betrachten, die (natürlich nicht alle von ihnen) es baruchen, regelmäßig miteinander im Kontakt zu bleiben und tun auch so.

Die Nachricht über einen Ausflug an die Ostsee hat bei den anderen warme Erinnerungen erweckt.

Einige nannten die Ostseeortschaften, an die sie gerne ab und zu fahren oder mal gefahren sind und schon seit langer Zeit nicht mehr wieder  da waren. Ich konnte fast spüren, wie sie davon träumen, noch mal dorthin zu fahren. Dabei waren die Erinnerungen meistens mit den Ostseeorten in Polen verbunden.

In ein paar Tagen hat sich X am Forum gemeldet, dass sie schon zurück ist und erzählt wie ihr Ausflug war – Regen, Regen und noch mal Regen. Trotz solches Wetters hat sie aber diese Zeit mit Freunden genoßen. Sie hat aber auch ihre Zufriedenheit ausgedrückt, dass sie wieder im Forum unter den Bekannten sei.

Da erschien ein Post von einem anderern Forumteilnehmer, dass es überall gut ist aber am Forum poloniaberlin.de am besten. Mir gefiel diese Aussage, weil man in Polen immer (bestimmt auch in anderen Ländern) sagt: Überall ist gut aber in Zuhause am besten. Und vielleicht genau so fühlen sich auch im Forum ihre Teilneher.

Ein anderer Post, der mein Interesse erweckt hat (war aus April 2005), ermutigte alle Anfänger d.h. neue Forumnutzer, um an den Gesprächen aktiver teilzunehmen statt nur einen Post zu schtreiben und keine Angst davor zu haben, ein Gespräch selbest zu beginnen. Dabei haben sich ein paar Personen gemeldet, die ihren Abenteuer mit dem Forum erst begonnen haben und um Verständniss baten, falls sie etwas falsch machen.

Sie wurden sehr herzlich von den schon „Erfahrenen“ aufgenommen und so begann ein gemeinsames Gespräch. Ich habe demnächst gespannt die späteren Forumgespräche durchgeschaut, um zu erfahren, ob sie aktiver wurden. Leider musste ich feststellen, dass nur 2 Personen von ihnen noch etwas gepostet haben.

Ich habe nämlich schon früher bemerkt, dass sich am Forum meistens dieselben Personen beteiligen (ca. 15 - 20), natürlich kommen auch Andere zum Wort, dies geschieht aber nur ab und zu. Meistens in solchem Falle, wenn jemand nach Informationen sucht und sie helfen.

So scheint mir das Forum, natürlich kann diese Vermutung falsch sein, ein virtueller Raum zu sein, wo sich die Leute treffen, die schon miteinander befreundet sind und deswegen können auch einige ihrer Gespräche persönlich sein, was den Anfängern manchmal erschwert, sich an sie anzuschließen. Sie nehmen dann an den eher allgemeinen Gesprächen teil, wie z.B. wenn jemand nach etwas fragt oder etwas sucht.  Als ich die Post aus dem Juni und Anfang Juli durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass sich trotzdem neue Personen immer häufiger melden und sich allmählich im Forum wie zu Hause zu fühlen beginnen. Was die Zusimmung der Anderen findet.

04.07.05.

Nach einer langen Pause habe ich wieder mehr Zeit, um das Forum zu beobachten. Ich konnte mich nämlich letzter Woche der Feldbeoboachtung überhaupt nicht widmen, weil ich mit der Endredaktion einer Gruppenarbeit beschäftigt war.

Als ich das Forum gestern eingetreten habe, ist mir sofort etwas Interessantes ins Auge gefallen oder habe ich vielleicht einfach diese Tätigkeit vermisst:)

Es geht um einen Artikel, den eine Moderatorin in der polnischen Ausgabe von „Newsweek“ gefunden hat und an die Forumteilnehmer gepostet. Der Artikel handelt von den Kindern aus deutsch-polnischen Familien (die leben in Deutschland), deren Eltern sich scheiden lassen haben. Imfolge dessen verbiete man den Kindern während der Treffen sich mit dem polnischen Elternteil auf polnisch zu unterhalten[1]. Dabei sei das nicht die Entscheidung der Eltern, die einander zum Trotz machen wollten, sondern der Entschluss des deutschen Gerichts oder der deutschen Beamtern, die sich mit solchen Sachen befassen. Die Treffen mit den Kindern sollen außerdem in Anwesenheit eines deutschen Beamten stattfinden, der aufpasst, damit man nicht auf Polnisch mit dem Kind spricht :).  Der Autor des Artikels betont dabei, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt, sondern es wurden mehrere solche Fälle gefunden.

Als ich diesen Post gelesen habe, wusste ich ehrlich geasgt nicht, ob ich lachen soll, weil das alles Quatsch ist oder eher erschrocken sein. Der Artikel wurde übrigens als „Ist das schon Rassismus“ betitelt. Mir schien diese ganze Geschichte unmöglich zu sein, ich war aber ungeheuer gespannt, wie darauf die Forumteilnehmer reagiert haben.

Schon die Moderatorin, die diesen Artikel rumgeschickt hat, behauptete, es sei Quatsch und sie glaube kein einzelnes Wort in diesem Text. Die Reaktionen der Anderen waren auch in gleicher Art. Einige waren sogar davon überzeugt, dass das unmöglich und unglaublich ist und nur eine Erfindeung der polnischen Journalisten ist, die entweder etwas falsch verstanden haben oder nach Sensationen suchen. Nach der Meinung eines Forummitgliders, wenn so etwas wirklich passiert wäre, wäre die ganze Geschichte auf der internationalen Ebene bekannt gemacht, dass man im Namen des deutschen Rechts einem Kind Polnisch zu sprechen verbiete. Dazu ist aber nicht gekommen.

2 oder 3 Personen behaupteten aber, dass sie bereit sind daran zu gauben, weil sie sich so etwas im Falle gemischter Ehen vorstellen könnten. Wenn bei „normalen“ Scheidungen die Eltern um jeden Preis um Kinder kämpfen und verschiedene Gebote und Verbote ausdenken, bei diesem Fall wäre es auch möglich. Jemand hat außerdem argumentiert, dass man bei den Scheidungsprozessen nicht so viel verdienen kann, deswegen würden die Rechtanwälte sich keine Mühe geben, um die Sache zu verbreiten.

Für mich war aber die Aussage einer Person überzeugend, die festgestellt hat, dass so ein Verbot die Verletzung der menschen Rechte wäre, wann man einem Kind eine Sprache aufdrängen würde, die es benutzen muss und eine andere nicht. Das würde einfach eine Rassendiskriminierung.

Die weiteren Aussagen enhielten ungefähr gleiche Meinungen und Empfindungen. Der letzte Post war aber denjenigen ähnlich, die diese Geschichte für möglich hielten. Sein Autor hat nämlich einen ähnlichen Artikel aber in der Süddeutschen Zeitung gefunden. Das konnte also nicht mehr die Erfindung eines polnischen Journalisten sein.     

Ich habe mich gefragt,ob die Leute mit dem Thema schon müde waren und sich dazu nicht mehr aussprechen wollten oder würde dieser Argument sie dazu zwingen, ihre Meinung  teilweise zu ändern und diese Geschichte für möglich zu finden? Oder hatten sie vielleicht einfach nichts mehr zu sagen.

Mir selbst ist es schwer an so was zu glauben. In dem die Eltern, meiner Meinung nach, bei der Scheidung dazu bereit wären, hätte das Gericht dagegen so ein dummes und ungerechtes Urteil nicht sprechen können.

Sehr positiv scheinen mir deswegen die meisten Reaktionen der Forumteilnehmer zu sein, die so ein Verbot kritisiert und eher für unmöglich gefunden haben.

Auf der anderen Seite müsste in dieser Geschichte aber ein bisschen Wahrheit drin stecken, wenn sie nicht nur in der polnischen, sondern auch in der deutschen Presse veröffentlicht wurde...   

[1] Hier geht es , vrermute ich, um den Fall, wenn die Mutter eine Deutsche ist und sie für das Kind sorgt. 

20.06.05.

 Ich habe mir dieser Woche die Forenregeln genau angeschaut. Man kann diese im Forum im Bereich „Verwaltung“ finden. Wenn man darauf klickt, erscheint eine große in Blockschrift geschriebene Überschrift: „Ordnung und Grundsätze des Forums“. Gleich unten befindet sich eine Anmerkung, dass Forum poloniaberlin.de ein Diskussionsforum zum Thema „Berlin“ und allen damit  verbundenen Sachen ist. Es diene vor allem zum Austausch von Meinungen, Eindrücken und Informationen zwischen seinem Usern.  Auf der anderen Seite ist es auch ein Ort, wo sich die Mitglieder gegenseitig helfen sollten. Die Regeln sind in folgende 4 Teile eingegliedert:

 - Bevor du etwas postest, …

- Moderatoren des Forums

- Es ist verboten,…

- Es ist unschicklich, …

 Nachdem ich mich mit den Regeln bekannt gemacht hatte, war ich ein bisschen überrascht, dass sich hier keine Einschränkungen bezüglich z.B. des Alters befinden, um ein Mitglied zu werden. Das heißt also, das Forum ist für alle (unabhängig von dem Alter) zugänglich, die einfach mitmachen und etwas den anderen mitteilen wollen. Ich vermute, der Grund für den Mangel dieser Einschränkung[1]  könnte sein, dass es hier keine Räume wie „Sex“ oder „Erotik“ gibt. Deswegen ist vielleicht diese Altersbeschränkung unnötig.

 Außerdem scheinen mir die formulierten Forenregeln sehr locker und allgemein zu sein und sie kommen mir eher als Ratschläge als Gebote vor. Die erste Regel handelt darum, damit man seine Posten genau formuliert  (Titel) und dem richtigen thematischen Raum zuordnet. Das sollte nämlich den anderen daran interessierten Nutzern den Zugang zu diesen Posten erleichtern. Des Weiteren wird erklärt, was die Moderatoren sind und wofür sie zuständig sind.  Kurz gesagt, sind das Personen, die den Anderen beim Lösen eines Problems oder bei Fragen helfen und die sich aktiv an den geführten Forengesprächen beteiligen. Zu ihrer Aufgabe gehört auch, auf die Ordnung in Foren zu achten. Dabei ist jeder von ihnen für bestimmte Foren verantwortlich. Als Forumregel gilt auch, dass  verschiedene Schimpfwörter, ordinäre Wörter oder rassistische Ausdrücke, die jemanden beleidigen und seinen/ihren Glauben oder sexuelle Orientierung verletzen, verboten sind. Außerdem ist geschäftliche Nutzung, insbesondere für Werbezwecke ohne vorherige Absprache mit dem Administrator nicht gestattet. Den Nutzern ist also untersagt, private oder kommerzielle Anzeigen und Werbespots in das Forum einzutragen[2]. Was mich aber überrascht und zum Lachen gebracht hat, ist das Verbot, Posten mit zu vielen Fehlern zu schreiben. Vielleicht verstehe ich hier etwas nicht aber für mich ist das einfach eine Diskriminierung der Personen, die wesentliche Probleme mit der Orthographie haben, was nicht unbedingt aus ihrer Unkenntnis der Rechtsschreibungsregeln resultieren muss. Vielleicht kann das zwar beim Lesen stören, wenn man zu viele Fehler sieht, sollte aber meiner Ansicht nach nicht als  Grund für das Verbot angesehen werden. Unangemessen sind laut den Regeln dagegen Posten, die nur aus solchen  Ikonen wie Very Happy , Crying or Very sad oder den ähnlicher Art bestehen und keinen Inhalt bringen, was ich diesmal nachfolgen kann, weil ich auch der Meinung bin, dass Forum zu kommunizieren dient. Die Sprache machen vor allem Wörter aus, mit denen man seine Intentionen und Ansichten ausdrücken kann. Zwar bereichern solche Ikonen das Gespräch und helfen dies auszudrücken, was manchmal mit den Wörtern schwer zu sagen ist, allerdings können sie nicht das alles ersetzen. Es gibt noch ein paar andere Regeln, die sind aber meiner Meinung nach zweitrangig.

 Es ist noch wichtig zu erwähnen, dass sich am Ende dieses Regelbündels die Warnung befindet, dass die Posten, die diese Regeln verletzen, gelöscht werden.

 Nach der Lektüre dieser Forenregelung, habe ich mich an einige Beiträge erinnert, vor allem an diejenigen, die einen Streit betrafen. Zwar haben die User damals keine Schimpfwörter direkt benutz, man konnte aber in einigen Posten einen beleidigenden oder unhöflichen Ton spüren. Ich frage mich deswegen, ob sie sich überhaupt mit der Forumordnung vertraut gemacht oder die schon vergessen haben?                  


[1] Diese Einschränkung erscheint im Prinzip unter den Forumsregeln auf anderen Webseiten ähnlicher Art.

[2] Bei dieser Regel kann es aber manchmal, meiner Meinung nach, problematisch sein, eindeutig festzulegen, ob ein Post eine reine Werbung  ist oder nicht. (Hier meine ich natürlich nicht die Posten, die ganz offenbar eine Werbung sind). Mir ist nämlich ein Post ins Auge gefallen, wo eine Frau (ein ganz frischer Nutzer) im Forum über ein deutsch-polnisches Treffen in Berlin (in einer Schule) mitgeteilt hat und alle dazu eingeladen hat. Nach dem ganzen Erklären, worum es sich bei diesem Treffen handelt und was im Programm vorgesehen ist, hat sie auch erwähnt, dass das neue Sprachenkursangebot der Schule während des Treffens vorgestellt wird. Ein Forumnutzer hat danach ihren Beitrag als eine quasi Werbung kommentiert, wobei man in seinem Kommentar  eher Humor als Kritik spüren konnte.     

13.06.05

Schon seit einiger Zeit beobachte ich, dass das Forum sehr häufig ein virtueller Ort ist, wo Leute (vor allem Gäste) nach verscheidenen Infos und Tipps fragen und suchen. Die Fragenden sind meistens entweder diejenigen, die bald nach Berlin ziehen wollen oder die sich mit dem Thema der „polnischen Deutschen“ bzw. der Polen in Berlin beschäftigen.

Mir gefällt sehr, dass jemand, der fragt immer eine Antwort bekommt. Das weist nämlich darauf hin, dass die Leute, die das Forum bilden für die Anderen und deren Fragen offen sind und gerne helfen. Die Fragen sind dabei sehr unterschiedlich.

Mir ist vor allem ein neuer Forumteilnehmer (aus Polen) aufgefallen, der Anfang Juni 2005 das Forum beigetreten hat und bald nach Berlin ziehe. Deswegen fragt er auch meistens nach  alltagsrelevanten Sachen wie die Unterhaltskosten in Berlin, was es sich lohnt, in Polen zu kaufen, weil es in Deutschland viel teurer ist oder die deutsche Musik. Jedes mal bemerke ich dabei, dass die Forumteilnehmer sehr enthusiastisch auf die Fragen reagieren und immer etwas posten. Ich frage mich aber, ob die Person, die diese Fragen stellt, wirklich nach Deutschland zieht oder vieleicht einfach eine Hausarbeit oder etwas ähnlicher Art zu diesem Thema schreibt. Bisher sind ihre Posten nämlich nur Fragen... oder ist das vielleicht nur meine falsche Interpretation.

Ich bin auch ein paar mal auf die Posten gestoßen, in denen neue Leute (Gäste), die seit kurzem in Berlin wohnen (aber schon lange in Deutschland) oder einziehen werden, nach Kontakt suchen, damit ihre Kinder, die nicht gut Polnisch sprechen, mit anderen polnisch sprechenden Kindern spielen und dadurch die polnische Sprache verbessern können. Mir ist dabei aufgefallen, dass das meistens Frauen sind, die solche Sachen posten. Was mir positiv scheint und sehr gefällt, ist dass, sie sofort die Adressen austauschen und sich für ein Treffen vereinbaren, sobald diese Person nach Berlin kommt. Das finde ich wirklich klasse. 

10.06.05:

Was meine Meinung zur Atraktivität des Forums angeht, bin ich mit einem seiner Mitglieder darüber einverstanden, dass über die Qualität des Forums, also darüber ob es interessant oder langweilig ist, ausschließlich seine Nutzer entscheiden. Es is also sinnlos sich darüber zu beschweren, dass es nichts passiert und zu warten, bis jemand anderer endlich ein interessantes Thema unternimmt, sondern sich selbst an die Arbeit machen. Außerdem waren das die Gäste,die das Forum als langweilig betrachteten. Die regelmäßigen Benutzer waren einer umgekehrten Ansicht, weil sie sich mehr damit verbunden fühlen.

Da ich mich auch als ein Gast fühle, kann mir das Forum deswegen auch manchmal langweilig scheinen. Ich denke, der Grund liegt aber darin, dass ich nach irgendwelchen spannenden Themen suche und bemerke nicht, dass die alltäglichen Themen auch etwas Interessantes und Spannendes in sich haben:)

Außerdem ist das kein Chat, wo sich alles so intensiv geschieht. Ich kann mir es auch nicht vorstellen, dass die Forumteilnehmer tagsüber oder abends mehrere Stunden vor dem Computer sitzen, um sich miteinander zu unterhalten und keine Zeit mehr für die Familie oder für andere Sachen haben. Deswegen ist es für mich verständlich, dass es manchmal mehr los ist und manchmal nicht.   

Zum Abschluß wollte ich noch sagen, dass ich mich noch nicht entschieden habe, mich anzumelden und einzuräumen, dass ich diese Berichte schreibe. Einerseits bin ich der Meinung, dass Internet und sogar die Foren ein öffentlicher Raum sind. Jeder kann sie nämlich betreten. Bei Foren kann jeder mitmachen, sowohl in aktiver als auch in passiver Form. Wenn Leute persönlich sprechen wollen, dann wählen sie Chat und sprechen entweder mit allen anderen oder nur „in vier Augen“. Die Anderen haben keinen Einblick darin worüber sie sprechen. Dann ist es also privat und intim.

06.06.05:

Seit meinem letzen Besuch des Forums habe ich leider keine neuen Themen gefunden, die mein Interesse erweckten. Es sind sogar sehr wenige neue Threads erschienen. Deswegen griff ich in den Archiv, um dort auf etwas zu stoßen. Am 08.02.04. hat ein Forumgast aus Polen vorgeworfen, dass das Forum schon seit einiger Zeit langweilig ist, und dass es nichts los ist. Es sei sogar langweiliger wie in einer durchschnittlichen  deutschen Familie, die sich ein uninteressantes Konzert im Fernsehen ankuckt… Derselben Meinung war auch noch ein anderer Forumsteilnehmer, der sich enttäuscht fühlte.  Die anderen Forumsmitglieder und vor allem die Moderatoren und diejenigen, die schon lange mit dem Forum verbunden sind, haben auf diesen Vorwurf heftig reagiert. Sie haben den „Klagenden“ vorgeworfen, dass sie selbst nichts Kreatives machen, um das zu verändern, sondern sich nur beschweren und ihre Unzufriedenheit ausdrücken können. Statt die Themen für langweilig halten, sollten sie eher sagen, was sie interessiert, worüber sie gerne sprechen würden. Ein anderer Forumsteilnehmer war der Meinung, es ist hier viel los, man muss sich aber in das Klima einfühlen und das „Magische“ entdecken. Forum werde nie ein Chat sein. Wenn jemand nach vielem Geschehen sucht, sollte er eher Chat als Forum besuchen. Hier (im Forum) treffen sich Leute, die eine Gemeinschaft bilden. Jemand anderer hat sogar die Definition von Forum zitiert, die es betonte, dass nicht die Moderatoren (sie halten nur Ordnung ein) sondern die Teilnehmer selbst über die Qualität des Forums entscheiden, weil sie es ausmachen. Wie die Teilnehmer so das ForumJ Einige Threads waren sogar ein bisschen aggressiv: niemand zwingt niemand, das Forum zu nutzen oder einige brauchen Brille, um es zu bemerken, dass es hier viel los ist, niemand wird den beiden recht machen und wenn sie sich langweilen und keine Lust haben, diese miesen Posts zu lesen, sollten sie ihr eigenes Forum gründen[1]. Es wurde sogar vorgeworfen, „wieder die unzufriedenen Polacken“.    Es wurde vor allem auf den letzen Vorwurf  reagiert. So dauerte das Gespräch weiter, bis sich einige Teilnehmer für ihre Posts entschuldigt haben und erklärten, was sie genau damit meinten. In kurzer Zeit sollte ein Forumtreffen stattgefunden haben, sie hatten also die Möglichkeit sich das alles zu erklären. 

[1] Das sind keine Zitate.

31.05.05:

Mir ist heute im Forum ein Thema von 18.04.05. ins Auge gefallen: „Diplomatisches Monstrum“. Ein Forumsteilnehmer hat die anderen mit der Frage angesprochen, ob sie mit dem Aussehen der polnischen Botschaft in Berlin zufrieden sind. Der wollte wissen, ob jemand Ahnung davon hat, wann dieses schreckliche Gebäude, das jeden Tag tausende von Touristen, die in die Richtung des Brandenburgischen Tors gehen, abschrecktJ, endlich saniert wird. Das nächste von ihm genannte Scheusal sei die Webseite derselben Botschaft, die unverständlich und miserabel ist. Da erschien die Frage, wofür der Webmaster das Geld bekommt. Die Antworten kamen sofort, wobei sie meistens in demselben kritischen und ironischen Stil waren. Eine der Forumsbenutzer behauptete, es ist nicht zu wundern, weil wie der Hauswirt, so sieht das Haus aus, d.h. die Polen können nicht anders.  Der Webmaster wies darauf hin, dass das Gebäude schon seit 4 Jahren saniert wird, wobei das Polnische Außenministerium behauptet, kein mehr Geld dafür zu haben. Deswegen dauern die Sanierungsarbeiten so lange oder plant das Polnische Außenministerium etwas völlig Neues aufzubauen.Eine der Gesprächmoderatorinnen antwortete, dass erst die Regierenden und die Mitarbeiter der Botschaft reich werden müssen, sich ein neues Häuschen bauen etc. und dann können sie sich um das Aussehen der polnischen Botschaft kümmern.Danach kam der Vorschlag das Geld für die Sanierung zu spenden, was natürlich als Witz gemeint warJ. Jemand hat 1 Euro vorgeschlagen, die anderen 1,5 Euro und nach mehreren Jahren könnte man die ganze Summe ansammelnJ. Ein anderer Forumsteilnehmer schlug vor, statt Sanierung zu spenden eher Eisessen gehen, was bestimmt nützlicher sei, weil das gesammelte Geld sowie so für andere Ziele als bestimmt ausgegeben würde. So lief das Gespräch weiter. Insgesamt gab es 15 Threads dazu. Die meisten machten sich lächerlich über das oben genannte „diplomatische Scheusal“, das die Visitenkarte von Polen in Berlin ist.    

22.05.05

Bevor ich auf das Forum eingehe und mir die aktuellen threads ankucke, möchte ich erst ein paar Worte zu den News auf der Seite www.poloniaberlin.de sagen.

Die neuesten Infos betreffen die Neueröffnung des Polnischen Kulturinstituts in Berlin, die am 20.05 stattgefunden hat. Dabei sollten u.a. Botschafter der Republik Polen in Deutschland, Herr Andrzej Byrt, sowie die Bürgermeisterin von Berlin, Frau Karin Schubert, anwesend sein. Der Institut war wegen des Umzugs in letzteren Monaten geschlossen. Jetzt befindet sich sein neuer Sitz in der Burgstr. 27.

Eine andere interessante Sache ist die Einladung zur Teilnahme an der „Polnischen Golfwoche“, 26-29.05. die mit einem deutsch-polnischen Picknick, das von 28-29. 05 in Tremmen stattfindet, beendet  wird. Die „Polnische Golfwoche“ ist eine der Veranstaltungen, die im Rahmen des „Polnischen Jahres in Deutschland“ organisiert werden. Während des Picknicks werden sich die polnischen Touristik-Agenturen, Reisebüros sowie Golfklubs präsentieren und dadurch die touristischen Vorteile Polens verbreiten. Die Teilnehmer werden auch während dieses Outdoor-Events die Möglichkeit haben, Golf spielen lernen, verschiedene Kulturveranstaltungen zu erleben sowie andere Attraktionen.

Ehrlich gesagt, habe ich dieser Woche keine interessanten Themen im Forum gefunden. Nur eine Sache hat meine Aufmerksamkeit gezogen - das Forumtreffen im Juni. Es wurde deswegen eine Frage in Forum eingetragen, ob die Leute Lust haben, sich Anfang Juni zu treffen, wobei es zu entscheiden ist, ob das Treffen indoor oder outdoor stattfinden soll. Bis jetzt haben sich 18 Leute gemeldet und die überwiegende Mehrheit (72%) plädiert für einen Park oder einen anderen Platz unter freiem Himmel. Das ist übrigens nicht das erste Treffen, weil ich im Forum schon vorher kurze Aussagen zu den früheren Treffen gefunden habe.

Bisher ist das alles, nächster Bericht am Ende dieser Woche, weil ich am Wochenende weg bin.     

19.05.05:

Als ich aber die Gespräche genauer zu beobachten begann, wurde mir klar, dass viele von ihnen bestimmt, eine gewissen Teil ihrer Sozialisation in Deutschland gemacht haben:

- ich habe eimal ein Gespräch in Forum gefunden, wo sich die
Leute gefragt haben aus welcher Stadt in Polen sie kommen. Ich
bin z.B. auf solche Antworten gestoßen, wo 2 Personen aus einer
Stadt stammen aber seit 22 Jahre (die eine) und seit 18 (die
andere)in Deutschland leben.
- ich dachte mir am Anfang, dass wenn die Leute auf Polnisch
kommunizieren, dann bin ich hier falsch, aber z.B. auf dem
SerbianCafe.com unterhalten sie die Teilnehmeer auch nicht auf
Deutsch. Die Tatsache, dass sie auf Polnisch sprechen scheint
mir auch Grund dafür sein, dass sie hier schon länger leben
müssen. Wenn sie Studenten wären, die nur für ein Jahr oder
Leute, die seit kurzer Zeit in Deutschlan (Berlin) sind, würden
sie nicht Kontakt zu anderen Polen suchen, sondern sich gerne
unter den Deutschen mischen. Mir scheint es auch, dass das
vorwiegend nicht die Leute sind, die hier geboren würden,
sondern als Grundschüler oder Gimnasiasten nach Deutschland
gekommen sind. Ich vermute das aus Beispiel einer Freundin von
mir, die 12 Jahre alt war, als ihre Familie nach Berlin umzog.
Ihre kleinere Schwester (damals 8) wollte überhaupt nicht auf
Polnisch sprechen. Die Freundin von mir aber schon. Deswegen
verute ich, dass diejenigen Leute (natürlich nicht alle, weil
das Forum für alle zugänglich ist), die im Forum kommunizieren
und in Deutschland teilweise sozialisiert wurden, als ältere
Kinder nach hierher gekommne sind.
-Wenn diese also Kontakt zu anderen polnischen Deutschen
suchen, scheint es mir nicht seltsam, dass sie polnische
Sprache benutzen, weil sie sich Polen fühlen
- sie benutzen auch sehr häufig deutsche Wörter, ich weiß aber
nicht genau, ob das ein so wichtiger Grund für meine These ist
- ich bin auch einmal auf einen Post gestoßen, dass eine Frau,
die seit 25 Jahren in Deutschland wohnt und eine 9-jährige
Tochter hat, ein Kind sucht, das ihrer Tochter Polnisch durch
Spielen beibringen könnte, weil das Kind sehr sehr schlecht auf
polnisch spricht. Ich stelle mir vor, dass die Frau, die das
schreibt auch nach Deutschland als Kind gekommen sein könnte´,
wenn siehier schon 25 Jahre wohnt und erst 9-jährige Tochter hat
-  häufig (ich habe schon 4 mal gesehen)erscheinen Posten, die
sich auf die Herkunft beziehen, d.h. ob sie sich noch Polen
fühlen, ob sie sich am Anfang dessen geschämt haben, dass sie
aus Polen kommen usw.
- schließlich habe ich am Dienstag eine Frage auf Forum
gestellt, ob einige von den Teilnehmer in Deutschland geboren
wurden oder hier aufgewachsen sind. Ich habe geschrieben, dass
ich diese Information für meine Hausarbeit brauche.
ich habe ein paar Antworten gekriegt, z.B. von dem
Administrator, der behauptete, dass hier solche und solche
Personen sind, d.h. sowohl diese, die hier einigermaßen
aufgewachsen sind, als auch diejenigen, die erst seit 5-8
Jahren oder sogar kürzer in Deutschland wohnen.
Mehr Beweise habe ich nicht:)
Anhand dieser Informationen, bin ich zum Schluss gekommen, dass
sich auf dem Forum auch polnische Deutsche treffen.

16.05.2005:

  Es ist mir endlich gelungen, nach langer Suche, ein Feld für meine Beobachtung zu finden. Ich habe zwar diese Internetseite vor zwei  Wochen gefunden, habe sie aber wegen Zeitmangel ersmal letzte Woche genau beobachtet. Das Gegenstand meiner Beobachtungen ist www.poloniaberlin.de , ein polnisches Internetportal aus und über Berlin. Genauer widmen sich meine Beobachtungen den „polnischen“ Deutschen, die sich im Forum dieser Webseite treffen.

 Am Anfang hatte ich Zweifel, ob ich richtig gewählt habe, weil sich die Leute nur auf Polnisch unterhalten. Sie sind meiner Meinung nach vorwiegend jung, (ich schätze 20-35 Jahre alt), was man aus den Themen ihrer Gespräche und der Art und Weise, auf die sie kommunizieren schließen kann[1]. Als ich aber die Gespräche genauer zu beobachten begann, wurde mir klar, dass viele von ihnen bestimmt, eine gewissen Teil ihrer Sozialisation in Deutschland gemacht haben.

 Mir ist heute ein interessantes Thema im Forum aufgefallen. Jemand hat die Frage: „Schämst du dich, es einzuräumen, dass du aus Polen stammst?“, gestellt. Die Antworten kammen sofort, wobei einige sogar erstaunt oder empört waren, dass so eine Frage überhaupt erschien. Pat, der diese Frage gestellt hat, gab zu, dass er am Anfang gewisse Angst hatte, dass einzuräumen, weil er sich dessen bewusst war, was für Klischees über Pole in Deutschland herrschen. Jetzt ist es aber alles in OrdnungJ.

 Eine der Antworten, war, dass man sich den Ort oder das Land, aus dem man kommt, nicht wählen kann. Deswegen ist es egal, ob man aus Europa, Asien oder Afrika kommt, weil jeder muss aus irgendwo stammen und man braucht nicht, sich das zu schämen.

 Shatii gab dagegen zu, dass ihre Kinder in Deutschland geboren wurden und, dass sie so wie so Polnisch untereinander sprechen. Sie sind stolz darauf und erklärt das ihren Kindern sowie verbreitet überall, dass die Polen ein nettes Volk sind.

 Was mir besonders gefallen hat, war der Post von Marc, der sagte, dass obwohl er seit seiner Kindheit in Deutschland wohnt, hatte er nie solche Gedanken, um das zu verschweigen, dass er aus Polen kommt. Er hat letztens ziemlich viele Leute auf den Straßen gesehen, die T-shirts mit dem Überschrift „Polen“  anhatten, was er besonders toll fand und gerne so was haben würde.

Weitere Antworten waren auch im ähnlichen Still.

Ich muss zugeben, dass mir das wirklich Spaß zu machen beginnt, Gespräche der Anderen zu beobachten, insbesondere wenn man mit diesen Leuten etwas Gemainsames hat, wie z.B. HerkunftJ.


[1] Die Forumteilneher benutzen häufig Jugendsprache und wenn man sie beobachtet, bekommt man den Eindruck, dass sich einige von ihnen sich sogar persönlich kennen.

25.04.05:

1. Der Gegenstand meiner Beobachtungen werden die „polnischen“ Deutschen.

 2.   Ich habe mich entschieden diese Gruppe von Personen zu beobachten, weil ich selbst eine Polin bin. Es ist mir klar, dass in Deutschland sehr viele meiner Landsleute wohnen; selbst in Berlin ca. 30 000, was eine riesige Minderheitsgruppe ist. Ich bin gespannt, wie sie sich dort fühlen, ob sie Deutschland schon für sein Zuhause und Heimat betrachten, sowie wie sie von der deutschen Umgebung aufgenommen werden? Meine Beobachtungen werde ich virtuell führen, weil ich zurzeit leider keine größere Gruppe von Polen kenne (nur einzige Personen), die schon seit einiger Zeit in Deutschland wohnen. Als mein Forschungsfeld habe ich deswegen die Internetseite: www.polonia-total.de gewählt, die von und vor allem für Polen aus Deutschland geleitet und gemeint ist. Dadurch kann ich, meiner Meinung nach, einen breiteren Kreis von Personen beobachten und erfahren wie sie sich im Ausland zurechtfinden und was sie gemeinsam als eine ethnische Gruppe vornehmen z.B. diese Internetseite.    

 3.  Es war nicht einfach eine (gute) Internetseite von Deutschen polnischer Herkunft zu finden. Ich wollte nämlich die Website http://www.polonium.de/, die schon früher geforscht wurde, nicht wählen. Die anderen Seiten, die ich gefunden habe, haben mir optisch und inhaltlich nicht gefallen. Deswegen habe ich mich für diese Wahl entschieden. 

      Schon auf den ersten Blick scheint die Seite sehr informationsreich zu sein. Mir ist auch sofort aufgefallen, dass sie auch in der deutschen Version zugänglich ist. Als ich das überprüfen wollte, ergab es sich leider, dass die Seite noch aufgebaut wird und noch nicht alles, außer den Hauptsachen ins Deutsche übersetzt wurde.        

      Die Seite ist so aufgebaut, dass sich ganz oben ihre Hauptgliederungskomponente wie News, Chat, Anzeigen, Diskotheken, Shop und Dienste befinden. Wenn man die Seite eintritt, findet man sofort vor den Augen die wichtigsten Service-Nachrichten z.B. zum kulturellen Leben der Polen in Deutschland oder was von ihnen veranstaltet wird. Was meine Aufmerksamkeit gezogen hat, war die Überschrift: Polen im deutschen Fernsehen in April 2005, was für mich eine tolle Idee ist. Im Programm stehen nämlich Sendungen, die es den anderen ermöglichen, sich mit polnischer Kultur und polnischem Land sowie seinen Leuten vertraut zu machen. Auf der linken Site befinden sich dagegen solche Kategorien wie: A,B,C der EU, lerne Polen kennen, polnisches Radio, polnische Presse, Urlaub in Polen u.v.m. Genau setze ich mich mit diesen Kategorien nächstes Mal auseinander. Was mir noch aufgefallen ist, sind das zahlreiche Fotowerbungen und Anzeigen, die auf der Seite erscheinen.

      Ich denke, es wird noch ein bisschen dauern bis ich die Seite genau kennen lerne, ich bin aber darauf gespannt.        

© Urmila Goel, www.urmila.de 2005