Sommersemester 2005 -
Andere Deutsche - Migration und hybride Identitäten
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder
Dozentin: Dr. Urmila Goel,
viadrina@urmila.de
Mehr Informationen auf
www.urmila.de/viadrina
Die Studierenden des Seminars Andere Deutsche - Migration und hybride Identitäten beobachten seminarbegleitend "Andere Deutsche" an virtuellen oder physikalischen Orten. Auf dieser Website werden ihre unredigierten Feldwochenberichte online gestellt. Es sind erste Versuche der Feldbeobachtungen und haben nicht den Anspruch fehlerfrei zu sein. Bei Fragen und Kommentaren wenden Sie sich bitte an die Seminarleiterin Dr. Urmila Goel.
Feldbeobachtungen von Daniela Vrhovac
11.07.05:
Mittlerweile habe ich ca. 20 Reaktionen auf mein post bekommen. Die einen fragen mich, was für eine Antwort ich denn erwarte: Auf der Seite störe es doch keinen, wenn ich sie „beobachte“. Die Leute schreiben doch, um von anderen „gelesen“ zu werden.
Andere user finden mein Vorhaben sinnlos, und sind der Meinung das daraus kein vernünftiges Resultat zustande kommen würde. Die Seite sei keinesfalls repräsentativ, da es nur wenige Benutzer im Diskussionsbereich „Deutschland/Berlin“ gäbe usw. Darauf habe ich geantwortet das die Repräsentativität im eigentlichen Sinne nicht Voraussetzung für meine Beobachtung ist, sondern dass ich eine eher qualitative Arbeit schreiben werde. Einer der Teilnehmer sagte darauf, es scheine ihm so, als ob jemand an der Uni „die „Kinder“ 2-3 Monate beschäftigen wolle“. Auf dieses Kommentar musste ich reagieren, und sagte, dass das Seminar auf jeden Fall keine „Kinder-Freizeitbeschäftigung“ sei, sonst würde es ja nicht im VV des MA-Studienganges Kulturwissenschaften angeboten usw, usw.
Von einem anderen User wurde mir eine Seite weitergeleitet, auf der auch Diskussionen zur Politik stattfänden. Dort gäbe es mehr Benutzer als bei SC, und sie diskutieren meistens über das Thema „Wer ist schuld für den Krieg auf dem Balkan“..., meine Antwort darauf war, dass mich überhaupt nicht interessiert, was 20 Menschen über die Frage der „Schuld“ am Balkan denken würden...
Mein post hat mir nicht viel gebracht, im Sinne das mir die Reaktionen einen Anstoß bzw. eine neue Idee für meine Arbeit gegeben haben. Eigentlich hätte ich mir gewünscht, dass die Menschen empört reagieren, und sich gegen die Beobachtung wehren. Dann hätte ich darüber schreiben können, wie sehr sie den Raum als „Ihren“ verstehen, und einer „Spionage“ feindlich gegenüberstehen.
Also muss ich jetzt mit dieser Gleichgültigkeit der User bezüglich der Beobachtung auch was anfangen können: Was sagt mir das über den Raum aus?
04.07.05:
Letzte Woche habe ich, ganz mutig, „gepostet“. Ich habe kurz was über das Seminar geschrieben, auf die Internetseite mit den Feldberichten hingewiesen, und einfach gesagt, dass ich seit längerem die Seite beobachte und darüber schreibe... und dass mich interessieren würde, was die „user“ darüber denken. Ich hatte auch erwähnt, dass es Seminarteilnehmer gab, bei denen sich „die Beobachteten“ „gewehrt“ haben, aber darauf hingewiesen, dass ich der Meinung bin, dass das Internet und die Seite SC ein „öffentlicher Raum seien“.
Erst heute, am dritten Tag „danach“, hatte ich 2 Kommentare.
Ein „user“ hat mir geschrieben, dass „doch alle sowieso hier schreiben um „gelesen“ bzw. „beobachtet“ zu werden. Er sagte auch, das es interessant war, meine Berichte zu lesen. Das fand ich schon ein wenig seltsam, aber nicht besonders störend: „beim beobachten beobachtet zu werden“.
Das zweite Kommentar war im Vergleich etwas ernüchternder: „was gäbe es hier schon „gescheites“ zu kommentieren? Mehr oder weniger seien wir alle Analphabeten in beiden Sprachen, dass wenig Grammatik was X noch gekonnt hatte, hatte sie schon vergessen, jetzt hätte sie Probleme einen längeren Zusammenhängenden Satz zu schreiben. Die Themen, Kommentare und Diskussionen verlangen neben speziellem Wissen auch das nötige Interesse am Thema. OK, ich wäre jetzt eine „Studentin“, und sie sei eine „Oma“ kurz vor der Rente , und wir beide sollten uns jetzt „UNTERHALTUJEMO“ (unterhalten)?. Eine Analyse der doofen/stumpfen Diaspora nach 35-36 Jahren in Deutschland! Sie verstehe dass soziologische Studien wichtig seien, aber sie meint auch, dass der Ort SC falsch für dieses Anliegen sei.
Kann sein dass ich nicht präzise genug mein Tun erklärt habe, wollte auch nicht „Fachsimpeln“. Ich habe zusätzlich die Definition von M. über „Andere“ Deutsche nachgeschoben, um zu erwähnen, dass es mir nicht konkret über die Diaspora geht. Und der Ehrlichkeit wegen habe ich auch geschrieben, dass ich auch selber nicht so im Klaren war/bin ob ich mit meinen Beobachtungen etwas anfangen kann.
Mein Kontakt zum User aus dem bericht von letzter Woche, ich nenne ihn jetzt des Verständnisses halber„der Geprellte“, war auch interessant. Er sagte mir dass er mit der Sache schon abgeschlossen hätte, die Firma gäbe es nicht mal mehr im Firmen-Branchenbuch von FfO... er hatte wohl auch Kontakt zu anderen, die das gleiche erlebt hatten, und hat erfahren dass da nichts mehr zu machen sei. Auf jeden Fall hat er sich für meine Mail bedankt, wo er doch dachte „da meldet sich eh keiner aus Frankfurt Oder“ bei ihm.
26.06.05:
Seit Wochen beobachte ich nun diese Internetseite, habe aber noch nie darüber geschrieben, dass außer den vermuteten „Anderen Deutschen“ auch sehr viele „Andere“ User diese Plattform nutzen. War mir das unwichtig, weil ich eher auf „meine Kategorie“ fixiert war?
Meistens handelt es sich über Themensetzungen wie „Berliner, ich brauche dringend Hilfe...“ (im Original in serbischer Sprache) in welcher sich ein User (z. B. aus Australien) über Wohnraumpreise, Notare und meldungsrechtliche Angelegenheiten in Berlin erkundigen will. Andere fragen nach der Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen / Was braucht man alles in Deutschland für eine Eheschließung? / Welche Sprachschule in Berlin ist „die beste“ ?/ Kennt jemand Snjezana Popovic? usw. Warum denken die Menschen, hier könnten sie seriösen Rat bekommen? Wie ich aus den Beobachtungen schließen kann, funktioniert es manchmal auch gut.
Letzte Woche z. B. habe ich ein älteres Thema gefunden, wo einer „gepostet“ hatte, der von einer Firma aus Frankfurt Oder betrogen worden ist. Er hatte jemanden gesucht, der ihm einen Tipp geben kann, wie er eine Rückerstattung einfordern könnte (da er in Österreich lebt, könne er nicht ohne weiteres persönlich nach Ffo wegen dieser Geschichte /es geht um ca. 350 Euro/ kommen). Da es meines Wissens nicht so viele Serben in die Oderstadt verschlagen hat, hatte er auch nicht eine einzige Antwort auf seinen post bekommen (bei ähnlichen posts melden sich mindestens 3-5 User). Irgendwie fühlte ich mich direkt angesprochen bzw. in der Pflicht ihm eine Mail zu schreiben. Mal sehen was kommt - vielleicht hat sich die Sache schon erledigt.
20.06.05:
Seit dem Feldbericht von letzter Woche hat sich bezüglich der Reaktionen auf die erwähnte Video-Ausstrahlung aus Srebrenica etwas getan: Ein User (Petrovich) hat unter dem Titel „Muslimani tuku i na kraju kolju Srbina-video zapis“ („Die Moslems schlagen und schlachten anschließend einen Serben – Videodokumentation“) ein Post gesetzt, in welchem er nach Erläuterung dieses Ereignisses und der Schilderung seines Entsetzens als er dies gesehen hatte, einen Link zu diesem Video eingefügt. Warum ich es mir angesehen hatte, weiß ich auch nicht. Es ist teilweise zensiert, jedoch verliert es dadurch nicht an Grausamkeit. Irgendwie unwirklich, wie von einer anderen Welt: Eine Gruppe von Soldaten versammelt sich um einen Gefangenen und malträtiert ihn zu Tode. Die letzten Worte dieser elenden Kreatur, die sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort befand, mussten - nach Anweisung seiner Peiniger - „Allah uekber“ sein. Wie absurd, tragisch und bescheuert zugleich: Wenn es überhaupt einen Gott gibt, kann ich mir nicht vorstellen dass ihm das gefallen würde. Ob die Menschen, die so etwas machen überhaupt selber an die Richtigkeit ihres eigenen Handelns glauben? Was musste der in Srebrenica gefolterte und dabei gefilmte Moslem wohl kurz vor seinem Tode sagen? Ich bin Christ? Allah gibt es nicht, ich schwore meinem Glauben ab?
Auf dieses Diskussionsthema, was der User wahrscheinlich als Antwort auf die gleichen Videoveröffentlichung der „Gegenseite“ angedacht hatte, gab es seit der Veröffentlichung (am 16.06.) keine Reaktionen von anderen Usern. Er selber hatte noch 2 Mal „gepostet“, zum einen hat er den schwer verstehbaren und grausamen Dialog aus dem Videoband transkribiert (was für Nerven der wohl haben mag?), zum anderen hat er ein Gebet für den „Märtyrer“ niedergeschrieben.
Nun ja, nächstes Mal möchte ich mich mit etwas anderem befassen. Obwohl dieses Thema sehr aktuell ist und von den hiesigen Medien auch verfolgt wird, möchte ich nicht an diese „Kriegszeiten“ denken. Es tut mir nicht besonders gut, wenn ich mich bei den Gedanken erwische, was ich wohl mit all den Mördern, den Opfern, den Soldaten, dem Land und seiner tragikomischen Geschichte, der Sprache und dem Balkan überhaupt gemeinsam habe. Manchmal erschreckend vieles, manchmal erschreckend weniges. Oder auch beides zugleich.
Wahrscheinlich geht es den vielen anderen, die diesen Link auch gesehen haben, genauso wie mir. Sie möchten einfach nichts damit zu tun haben.
14.06.05:
Die letzten zwei Wochen war der redaktionelle Teil (News) vordergründig mit Themen über die Ereignisse nach der Ausstrahlung eines Videobandes aus Srebrenica besetzt. Auf diesem Videoband ist zu sehen, wie serbische Soldaten (Freischärlertruppen) nach einem Gebet mit einem Geistlichen der serbisch-orthodoxen Kirche (der auf dem Band zu erkennen ist) mehrere moslemische Männer (Zivilisten) enthaupten.
In der Republiks Srpska und in Serbien-Montenegro wurde diese Aufzeichnung mehrmals von den öffentlich-rechtlichen Sendern unzensiert ausgestrahlt. Dies rief eine Entrüstung und Empörung der Bevölkerung hervor, da diese von diesen Ereignissen bislang keine Kenntnis hatte. In der Öffentlichkeit ist eine Diskussion über das Verhalten der Kirche und deren Billigung von Mord und Folter entbrannt. Dies ist wohl ein Anfang von Vergangenheitsbewältigung und der Einsicht, dass auch „die eigene Seite“ im Krieg furchtbare Gräueltaten zu verantworten hat.
Was mich jedoch im Zusammenhang mit der Seite „serbiancafe.com“ wundert ist, dass sich auf den Diskussionsseiten keine Themen diesbezüglich aufgestellt wurden. Die Diskussionsräume waren bislang kein Ort, wo ähnliche Themen nicht besprochen wurden. Jeder hatte zu den verschiedensten, meist kontroversen Themen bislang etwas zu sagen. Mit Srebrenica scheint es nicht so zu sein, und ich frage mich: warum?
Über die Nachrichten bezüglich des Den Haager Tribunals und der Suche nach Radovan Karadzic und Ratko Mladic gibt es einige Themensetzungen, meist Aufrufe an „die Patrioten“, sich dagegen zu wehren, dass das Tribunal mit der „Nation“ dieses oder jenes ohne „richtige Beweise“ mache. Es gab auch einen Aufruf an die User, sich an einer Demo zu beteiligen, die sozusagen eine „anti-Tribunal“ Demonstration sein sollte. Auf diesen Aufruf der seitens der „Initiative serbische Diaspora“ organisiert ist, gab es bislang keine Kommentare von anderen Usern.
Nach dieser Beobachtungswoche bleibt die Frage, warum zu den letzten Ereignissen in Serbien und dem serbischen Teil Bosniens so wenig diskutiert wurde, weil die User der Seite, wie oben erwähnt, sonst „nicht auf den Mund“ bzw. auf die Tastatur gefallen sind.
22.05.05:
Letzte Woche hatte ich einige Probleme mit der Erstellung des Feldberichts. Nachdem im Seminar über die (unvermeidliche) Subjektivität des Beobachters diskutiert wurde, konnte ich nach der Beobachtung im Feld und dem Versuch einen Bericht zu schreiben, den Umstand des sich-ständig-hinterfragens nicht ausschalten.
Ich beschäftigte mich mit der Frage, warum mir gerade dies oder jenes relevant erschien, und ob jemand anders die Situation vollkommen unterschiedlich sehen bzw. Beurteilen würde. Anstatt dies in einem Bericht zu erläutern, beschäftigte ich mich in Gedanken über den Sinn bzw. Unsinn meines tuns, und der Frage wie ich aus diesen beliebigen Ausschnitten und selektiven Beobachtungenb des Feldes eine Sinnvolle Fragestellung für meine Hausarbeit entwickeln kann. Dieses Problem konnte ich für mich nicht befriedigend lösen. Diese Orientierungslosigkeit und oben genannte Gründe sind wahrscheinlich Ursachen für die z. T. unregelmäßige Abgabe der Feldberichte. Ich verbringe viel Zeit im "Feld" und habe wie schon gesagt das Problem des "leeren Blattes": Was habe ich gesehen? Wozu das alles? Was mache ich damit?
Da ich im letzten Feldbericht angekündigt hatte, mich mit der Sprache und Schrift im Feld zu beschäftigen, fasse ich im Folgenden meine Beobachtungen dazu zusammen, unbeachtet der o. g. Fragen zum Sinn dieses Vorhabens.
Als erstes bezüglich der Sprache / Schrift ist mir aufgefallen, dass einige wenige User ihre Beiträge in kyrillischer Schrift verfassen. Es sind wie gesagt wenige, im vergleich zu den Usern die in lateinischer Schrift schreiben - die die es tun, machen es aber knsequent. Dies scheint mir als eine Positionierung zum serbisch-sein, bzw. als eine Unterstreichung ihres Anders-Seins zu den anderen Usern. Da die Nicks dieser Personen im weitesten Sinne auf traditionelle Namen anspielen (z. B. "Car Lazar" / König Lazar; "Crni Djordje" / Schwarzer Djordje (Personen aus der serbischen (Adels) Geschichte) deute ich dies als Ausdruck der Verbundenheit mit der Geschichte bzw. Tradition.
Die meisten User, die in lateinischer Schrift Beiträge verfassen, benutzen eine Mischung aus der deutschen und serbischen Schreibweise. Für die deutschen Laute "sch" existiert im serbischen ein einziger Buchstabe, und zwar das "Š". Da die meisten Benutzer ihre Tastatur auf "deutsch" eingerichtet haben, scheint es ziemlich umständlich, diesen Buchstaben über die Option "Symbole" in den Text einzüfügen, bzw. das "Š" als eine Tastenkombination einzurichten. Da sich das lesen des Textes mit einem normalen "S" ohne den Zusatz "Š" als auserordentlich schwierig gestaltet, sind die meisten User auf die deutsche Schreibweise "sch" übergegangen. Dies finde ich einfallsreich und praktisch, da es schneller geht, aber auch ausergewöhnlich: Wie ist dies entstanden? Wie kommt es dazu, dass eine "vorgestellte" Gemeinschaft, in einem virtuellen Raum eine Einigung über die Veränderung von Schreibweisen und Ortographie erzielt? Das dies praktisch ist, ist nicht von der Hand zu weisen, mir ist diese Art zu schreiben auch sehr angenehm. Da ich das aus dem deutschen gewöhnt bin, fällt es mir nicht schwer. Die Frage, wie es dazu kommt, bleibt aber weiterhin interessant.
Der zweite Punkt zu diesem Thema sind wiederum die User, die ihre Beiträge in kyrilischer Schrift verfassen. Sie haben natürlich nicht die Möglichkeit, diese Verknüpfung herzustellen (ich kann die Ünmöglichkeit der Übertragung des "sch" in der kyrilischen Schrift hier nicht erklären, kurzum: es macht keinen Sinn und es wäre, als Text, ohne weiteres nicht lesbar).
Diese User haben also diese Möglichkeit nicht, und sind nicht in der Lage, diese Veränderung des Schreib-Codes zw. deutsch/serbisch zu vollziehen. Dieser Umstand ist wahrscheinlich auch in ihrem Sinne, würde ich an dieser Stelle behaupten. Es scheint das ihnen die "Unveränderbarkeit" der Sprache sehr wichtig ist.
Außer der o. g. Beobachtung, gibt es viele Nutzer, die auch in der Sprache selber ständig ein "switching" vornehmen. Wenn man die Texte liest, scheint es als ob diese Mischung natürlich ist. Es kommen einige Wörter auf deutsch, einige auf serbisch vor. Diese Beiträge lesen sich "flüssig". Ich kann mir kaum vorstellen, wie jemand einen "vermischten" Beitrag schreibt, und immerzu überlegt, welches Wort er auf welcher Sprache schreiben soll. Dies geschieht, meiner Meinung nach ziemlich automatisch (diesen Eindruck bekomme ich beim lesen der Beiträge). Es kann sein, dass bestimmte Begriffe eher auf der einen, und andere eher auf der zweiten Sprache "abrufbahrer" sind.
Hier ein Beispiel eines solchen Beitrages:
Hat jemand iz Minhena..
halö - 2. maj 2005. u 13.29 (*.coffee-fellows.de)
...Bock mit mir (W,19) zu Mr. Celik am Freitag zu gehen?
Guter (türksicher) Sänger, aber amcht echt gute Muzik. Ulaz je 10 Evrici.
haj budite malo interkulturell i javite se!! Wird sischer kuuL! :o)
12.05.05:
Letzte Woche habe ich auf der Seite ein neues Diskussionsthema eröffnet, und zwar unter der Überschrift „deutsche Serben-serbische Deutsche“ und die Frage gestellt, warum es wohl sehr wenige Menschen aus Serbien gibt, die einen deutschen Pass haben, hier leben und sich trotzdem nie als deutsche bezeichnen würden. Dies schien mir, im Vergleich zu anderen Nationalitäten der 2/3 Generation merkwürdig.
Zu diesem Thema haben sich bis jetzt 5 Personen geäußert, was meine Erwartungen überstieg. Ich hatte mir schon gedacht, dass sich keiner (im Netz) darüber äußern, und ernsthaft damit auseinandersetzen möchte. Die wenigen Beiträge sind sehr unterschiedlich:
A (lebt in Holland, ist aber oft auf der Berliner-Seite des SC) sagt, dass sie fast keinen Kontakt mit „unseren Leuten“ in Holland hat, und schon von klein auf immer ins Ausland wollte und von anderen Kulturen und Ländern fasziniert war. Sie lebt mit einem Holländer zusammen und empfindet gar keine (kulturellen) unterschiede zwischen Menschen aus Serbien und Holland. Sie hat es nie bereut, Serbien vor Jahren verlassen zu haben, obwohl ihre ganze Familie dort lebt. Sie sei vom „Typ her“ kein „Nostalgiker“ und hört keine serbische Musik, isst keine traditionelle serbische Gerichte usw.
Sie stehe nicht jeden Morgen auf mit dem Gefühl „Ich bin Serbin“, sondern „Guten Morgen - Ich bin ein Mensch“. Sie kenne viele Menschen aus Serbien die im Ausland leben, und nach Jahren immer noch mit der Mentalität der einheimischen Bevölkerung nicht klar kämen. Dies könne sie nicht verstehen.
B wurde in Deutschland geboren, hat keine deutsche Staatsbürgerschaft beantragt und fühlt sich keineswegs als Deutsche. In ihrem Freundeskreis hat sie auch keine Deutschen, sie hat ausschließlich Kontakt zu Menschen aus Serbien. Sie fühle sich auch vordergründig „als Mensch“ (die Formulierung von A aufgegriffen), aber an zweiter Stelle als Serbin. Über die ganze Thematik mache sie sich eigentlich keine Gedanken, sie könne sich nur nie vorstellen ohne „ihre“ Leute, Musik, und das Essen zu leben.
C fand das ganze Thema ziemlich unpassend, er meint dass das Zugehörigkeitsgefühl und Staatsangehörigkeit nichts aussage, es gehe doch hier „ganz klar um das Blut“. Das ist und bleibt, „so oder so – serbisch“.
D Schloss sich ganz begeistert C und seiner „Blut-Theorie“ an.
E Ist der gleichen Meinung wie C&D. Sie hat z. B. einen deutschen Pass, würde aber niemals von sich selber sagen, dass sie eine Deutsche sei. Wenn sie jemand fragt, wo sie herkommt, sagt sie „voller Stolz“ dass sie Serbin ist – was viele, die sie kennen auch nicht verstehen könnten. Andererseits hätte sie aber viele Bekannte und Freunde anderer Ethnien und „mag sie sehr gerne“.
Ob noch mehr Leute zu diesem Thema was sagen, bleibt abzuwarten. Obwohl im Seminar angeraten wurde, keine direkten Fragen zu dieser Thematik zu stellen, werde ich die Diskussion weiter verfolgen und mich bei der Beobachtung in Zukunft mehr auf die Sprache konzentrieren. Das Verhältnis zwischen Serbisch und Deutsch, sowie eine ziemlich eigenwillige Mischung von beiden Sprachen scheint mir interessant für eine genauere Beobachtung.
02.05.05:
Nach einer Phase der Unentschlossenheit, habe ich mich nun für das Portal „SerbianCafe.com“ als Beobachtungsfeld entschieden. Bei dieser Seite handelt es sich um ein serbisches Portal, welches dem Anschein nach von Serben „in der ganzen Welt“ genutzt wird.
Die Seite gliedert sich in die Kategorien Community (Chat, Grußkarten, E-Mail, Präsentationen der Nutzer, Forum), Informationen (Telefonbuch bzw. Auskunft, Kredit-Rechner, Kursliste, Kochen), Kleinanzeigen, Nachrichten, Wetter, Suchmaschinen (Adressen, Site-Katalog, Wörterbuch), Fun (Anketten, Biorhythmus, Dudo´s Ecke, Horoskop, TV-Programm), Sonstiges (Spenden, Ovulations-Kalender, Marketing, Geburtstermin-Rechner, „Transliterator“). Neben diesen Hauptkategorien, welche auch einige Untergliederungen haben, bietet das Portal auch „lokale Versionen“ der Seite an, und zwar für Australien (Melbourne, Sydney), Österreich, ex-YU (Banja Luka, Hercegovina, Knin, Krajina, Serbische Republik, Sarajewo, Tuzla und Vukovar), Frankreich (Paris), Holland, Italien, Kanada (Montreal, Ottawa, Toronto, Vancouver, Winniepeg u. a.), Deutschland (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart) und die USA (Chicago, Cleveland, New York).
Der redaktionelle Teil bzw. die Kategorien der „lokalen Seiten“ sind die gleichen wie in der Hauptseite, sie unterscheiden sich nur in den Foren, die nach verschiedenen Ländern (und Städten) gruppiert sind.
Im redaktionellen Teil kann man zwischen den Sprachen Serbisch (in lateinischer oder kyrillischer Schrift) und Englisch wählen. Alle bisher gelesenen Beiträge der Nutzer sind auf Serbisch geschrieben, auf der Berliner-Seite kommen vereinzelt Beiträge vor, in denen die Nutzer einige Wörter auf deutsch schreiben. Der „Transliterator“ bietet die Übersetzung von Texten aus der lateinischen in die kyrillische Schrift und umgekehrt an. Die Option „Wörterbuch“ ermöglicht die Übersetzung von verschiedenen Sprachen ins englische.
In der Kategorie „Sonstiges“ des redaktionellen Teiles kamen mir zwei Themenbereiche ziemlich seltsam vor, und zwar die Optionen für die Berechnung der fruchtbaren/unfruchtbaren Tage („Ovulationskalender“) und die Option für die Berechnung des Geburtentermins. Obwohl beide Seiten mit dem (ernsthaft gemeinten) Hinweis begleitet sind, dass diese Berechnungen „nicht sicher“ sind, und die Berechnung der fruchtbaren Tage nicht als alleiniges Mittel zur Verhütung genutzt werden soll, finde ich dieses Angebot merkwürdig. Wer stellt so etwas ins Internet, und wer benutzt so etwas???
Im Bereich „Nahrichten“ wurde am heutigen Tag (dem römisch-orthodoxen Osterfest) an erster Stelle eine kurze Erläuterung der Bedeutung des Feiertages platziert. An zweiter Stelle kam die Meldung über den internationalen Tag der Arbeit, der genauso ein staatlicher Feiertag ist. An dritter Stelle stehen Auszüge aus der Rede des Patriarchen Pavle (Oberhaupt der orthodoxen Kirche) zum Osterfest. Die Meldung über die Flut in Serbien und Rumänien fand sich an vierter Stelle.
Leider existiert kein Angebot zur Diskussion der Nachrichten durch die Benutzer, wie z.B. im Feldbericht „Vaybee“ gelesen. Dies wäre eine Möglichkeit gewesen, zu beobachten, welche Nachrichten die Nutzer bewegen und wie sie sich selbst zu verschiedenen Ereignissen positionieren.
Nach der Durchsicht des redaktionellen Teiles werde ich mich für meine weitere Feldbeobachtung auf die „lokale Berliner-Seite“ konzentrieren, und die Diskussionsthemen und Beiträge der Nutzer beobachten.
Da ich vermute, dass sich auf dieser Seite vorwiegend Leute treffen, die aus Serbien kommen und jetzt in Berlin leben, würde mein Beobachtungsfeld zunächst der Definition von „anderen Deutschen“ entsprechen. Zur Zeit ist noch unklar, wie ich den „Hintergrund“ der Benutzer in Erfahrung bringe (2. bzw. 3. Generation/nur zeitweise in Deutschland lebend/in Deutschland sozialisiert oder nicht usw.). Ich erhoffe mehr Klarheit durch die Beobachtung der Foren, und eventuell durch die Aufstellung neuer Diskussionsthemen, welche die Benutzer animieren sollen, sich zu ihren Zugehörigkeitsgefühlen, bzw. den Umständen ihres Aufenthaltes in Deutschland zu äußern.
25.04.05:
Nach der Klärung des falsch verstandenen Begriffes der „Anderen Deutschen“, ist jetzt klar, dass ich eine Gruppe beobachten kann, die sich selber nicht explizit als „deutsch“ bezeichnet.
Meine Vorstellung war, eine Internetseite zu finden, in der sich Menschen der zweiten Generation aus der Balkan-Region (Ex-Jugoslavien) treffen und austauschen. Die Sprachen bosnisch, kroatisch und serbisch sind mir gleichermaßen bekannt, und somit begann ich leider ziemlich unstrukturiert rumzusuchen. Ich fand vieles, verzettelte mich dabei und verlor viel Zeit, ohne mich auf eine konkrete Seite zu konzentrieren.
Demzufolge bin ich auch zur Zeit nicht in der Lage ein bestimmte Seite zu benennen und zu beschreiben. Nach vielen Stunden im Internet und nach einigen interessanten Sachen die ich entdeckt habe (Streckenweise gab es nur Müll), kann ich folgende Seiten benennen, die momentan interessant erscheinen:
www.serbiancaffe.com
www.bosna.de (Treffpunkt und mehr)
Im Laufe der Woche versuche ich die anderen Seminarteilnehmer einzuholen, und werde die Beschreibungen & Beobachtungen nachliefern.