Bad Boll Seminar 2001

Braune Engel in Weiß - Indische Krankenschwestern und ihre Familien in Deutschland

Die Frage der Heirat

Mathew: Als er sechs Jahre alt war, ging sein Onkel nach Deutschland zum Studium. Das wollte er dann auch. Deshalb hat er Chemie studiert und kam mit einem Stipendium für zehn Monate für ein Praktikum nach Deutschland. Er machte eine Deutschkurs. In Bombay traf er dann eine Cousine, die in Deutschland lebte. Sie erzählte von einer heiratswilligen Freundin dort. Die beiden nahmen Briefkontakt auf. Später heirateten sie. In Deutschland hat er dann weiter studiert. Nach anderthalb Jahren kam der Sohn und er hat einen Job gesucht. Am Anfang hat seine Frau zwar das Geld verdient, sie hat ihm aber gleich das Konto übergeben.

Sunitha: Männer hat sie am Anfang gar nicht wahrgenommen. Sie wollte ins Kloster und erst einmal die Sprache lernen. Doch dann beim Studium hat sie auch Männer kennen gelernt – und erfahren, dass man unter Frauen in Deutschland weniger Körperkontakt hat als in Indien. Als die ersten indischen Männer Anfang der 70er kamen, hatte sie ein positives Bild von ihnen. Später als Sozialarbeiterin dann nicht mehr. Sie hat darüber nachgedacht, einen Deutschen zu heiraten. Entscheidend waren dann aber die Briefe von zu hause, die sie versorgt sehen wollten, und die Angst vor den deutschen Männern. Bei einem dreimonatigen Urlaub zu hause, wurden ihr reihenweise Männer vorgestellt. Nach anfänglichem Zögern hat sie sich dann einen ausgesucht.

Lilly: Als sie nach Deutschland kam, wusste sie nichts über Sexualität. Heute spricht sie mit ihrer Tochter offen darüber. Ihren Mann hat sie in Deutschland kennen gelernt. Sie fand ihn nett, wollte aber eigentlich keinen Krankenpfleger heiraten. Nachdem sie ihn besser kennengelernt hatte, ihn ein wenig getestet hatte, hat sie ihn dann aber doch geheiratet.

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© Urmila Goel, urmila.de / Desis in Deutschland/ Zweite Generation /Jugendseminare / Bad Boll/ 2001  2002