Bad Boll Seminar 2001

Braune Engel in Weiß - Indische Krankenschwestern und ihre Familien in Deutschland

Das Verhältnis von Mann und Frau

Sunitha: Die nachgezogenen Ehemänner hatten eine gute Ausbildung. Nach 10 bis 11 Monaten kam das erste Kind. Die Frau war zuständig für die Aussenkontakte. Sie hatte die Arbeit, kannte die Sprache, ist zu den Ämtern gegangen. Dies stand im klaren Gegensatz zu Indien. Dort sind die Männer für die Aussenkontakte zuständig und die Frauen für Familiäres. Den Männern wurde so die wichtige Rolle genommen, für die Familie zu sorgen. Sie fühlten sich kastriert. Viele wurden eifersüchtig, das ging hin bis zu Mißhandlungen und Mord. In Indien wurde hierfür die Schuld den Frauen gegeben, sie hatten eine schlechten Ruf. Die Männer versorgten aber auch die Kinder.

Sunitha selber beschreibt sich als sehr dominant. Mit 16 Jahren war sie von zu hause weg gegangen und hatte ihren Mann gestanden. Ihr Mann hatte studiert, war der König zu hause und wollte der Herr in der Familie sein, die Aussenkontakte übernehmen. Das waren krasse Gegensätze. Ihr Mann arbeitete im Schichtdienst. Es kam zu Konflikten in der Erziehung der Kinder. Beim Spülen lies er die Rollos runter, damit ihn keiner sehen konnte. Nie hat er geputzt. Sie aber wollte die Verantwortung teilen. Einen Kompromiß zu finden, war für beide schmerzhaft. Jeder hat sein Gebiet bekommen. Große Entscheidungen werden gemeinsam gefällt.

Lilly: Ihr Mann war jung zur Ausbildung nach Deutschland gekommen. Sie teilen sich die Verantwortung 50:50, machen Dinge gemeinsam und habe keine Probleme damit.

Mathew: Die größten Gegensätze gab es in der Kindererziehung. Er war dabei liberaler. Als die Kinder klein waren, hatten sie Haushaltshilfen (aus Indien oder der Nachbarschaft), die meiste Belastung war trotzdem bei seiner Frau, da er viel in Vereinen aktiv war. Seit vier Jahren ist seine Frau nun zu hause.

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