Chefin:
Guten Tag, Herr Abraham, bitte nehmen Sie Platz.
Sie haben sich auf unsere Anzeige beworben. Ich habe Ihre Bewerbung gelesen und habe nun noch einige Fragen an Sie.Mir ist aufgefallen, daß Sie sehr lange brauchten, um Ihr Studium zu beenden. Woran lag das?
Hr. Abraham:
Während meines Studiums haben meine Freundin und ich ein Kind bekommen, für das ich über zwei Semester die Betreuung übernommen habe. Dafür mußte ich aber mein Studium unterbrechen.
Chefin:
Soso. Und wer versorgt heute das Kind, wenn Sie arbeiten? Haben Sie eine Tagesmutter, einen Kindergartenplatz?
Hr. Abraham:
Ich plane, mein Kind weiterhin zu betreuen, während auch meine Freundin weiterarbeitet. Deshalb würde ich mich freuen, in Teilzeit bei Ihnen anzufangen.
Chefin:
Aha. Aber wo sehen Sie sich denn dann in fünf Jahren?
Hr. Abraham:
Wir möchten gerne noch ein oder zwei Kinder haben, für deren Betreuung ich auch weiter da sein möchte. Aber ich bin mir sicher, daß ich das mit einer Teilzeitanstellung auf jeden Fall managen kann.
Chefin:
Schön. Wir haben natürlich noch weitere Bewerber eingeladen, mit denen wir sprechen möchten. Sie werden aber auf jeden Fall von uns hören. Viele Dank für das Gespräch.
Der Sekretär der Chefin bringt ihr vor dem nächsten Gespräch einen Kaffee.
Chefin:
Guten Tag, Frau Janda, bitte nehmen Sie Platz. Uns liegt ja eine äußerst interessante Bewerbung von Ihnen vor. Sehr zielstrebig haben Sie in kürzester Zeit schon viel erreicht. Was erwarten Sie denn bei all Ihrer Erfahrung von uns?
Fr. Janda:
Nach meinen früheren Tätigkeiten möchte ich auch gerne weiterhin selbständig arbeiten mit der größtmöglichen Verantwortung. Ich strebe ganz konkret dabei eine leitende Position in der Personalführung an.
Chefin:
Bei so viel Engagement frage ich mich natürlich wie Ihre Einstellung zu Überstunden, Geschäftsreisen, z.B. ins Ausland, und Wochenendarbeit ist.
Fr. Janda:
Um einen guten Job zu leisten sind Überstunden für mich selbstverständlich. Familiär ungebunden sind auch Dienstreisen und Wochenendarbeit kein Problem für mich.
Chefin:
Das klingt schon sehr interessant. Wo sehen Sie sich denn in fünf Jahren?
Fr. Janda:
Wie ich schon andeutete, möchte ich gerne eine leitende Position einnehmen und mit großer eigener Verantwortung arbeiten.
Chefin:
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Janda, Sie werden in nächster Zeit von uns hören.
Die Chefin und ihr Sekretär bleiben zurück.
Chefin:
Der Herr Abraham ist ja ein netter Kerl, aber natürlich steckt auch er wieder mitten in der Kinderbetreuung. Das es aber mit männlichen Bewerbern auch immer wieder die gleichen Schwierigkeiten gibt – sie achten auf die Familie, brauchen Zeit für ihre Kinder und wollen nur flexible Arbeitszeiten. Da sind doch Frauen, wie es auch Frau Janda wieder mal gezeigt hat, viel flexibler, bereit, sich ohne wenn und aber zu engagieren und für die Firma stark zu machen.
Herr Balakrishna, bitte setzen Sie gleich den Arbeitsvertrag für Frau Janda auf.
Sekretär:
Frau Jain, heute werde ich es nicht mehr schaffen, denn ich muß los, um mein Kind vom Kindergarten abzuholen.
Chefin:
Na gut, aber dann machen Sie es gleich als erstes morgen früh. Schönen Feierabend.
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