Dokumentation des Workshops „Räume der zweiten Generation“

von Kathleen Heft und Urmila Goel
im Rahmen des Forschungsprojekts „Die virtuelle zweite Generation“
gefördert von der Volkswagenstiftung
vom Donnerstag, 10. bis Samstag, 12. November 2005 an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder

Fallbeispiele: Räume der zweiten Generation

Im letzten Teil des Workshops wurden zwei Fallbeispiele für Räume der zweiten Generation vorgestellt. Hierbei waren folgende Fragen diskussionsleitend: Wie und von wem werden solche Räume gestaltet? Welche Funktionen sollen und können sie erfüllen? Was kann daraus entstehen?

Die Kultur- und Sozialanthropologin Urmila Goel (Europa-Universität Viadrina – Frankfurt/Oder) stellte die ethnisch definierte Internetplattform theinder.net vor, die sie im Rahmen ihres Forschungsprojekts „Die virtuelle zweite Generation“ untersucht. Die Sozialanthropologin Synnřve Bendixsen (Center for Metropolitan Studies Berlin) berichtete aus ihrem Dissertationsprojekt über die Berliner Frauengruppe der Muslimischen Jugend Deutschland.

Die Einblicke in diese zwei verschiedenen Räume der zweiten Generation dienten dazu, die vorangegangenen theoretischen Diskussionen empirisch nachzuvollziehen und die aufgestellten Hypothesen zu überprüfen. Die Auswahl der vorgestellten Räume – zum einen ein ethnisch definierter virtueller Raum, zum anderen ein religiös definierter physischer Raum – zeigt, dass Räume der zweiten Generation vielfältig sind. Sie lässt zudem auch Schlüsse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Räumen zu.
theinder.net ist eine Internetplattform von und für junge ‘InderInnen’ der zweiten Generation, die ihre Lebensmitte im deutschsprachigen Raum haben. Neben der Schaffung eines dauerhaften virtuellen Raumes, zeichnet sich theinder.net (genannt das Indernet) auch durch seine Verbindung mit der physischen Welt aus, wobei ‘indische’ Partys eine besondere Rolle spielen. Die Berliner Frauengruppe der Muslimischen Jugend Deutschland hingegen ist ein Zusammenschluss von Frauen, die sich regelmäßig an einem physischen Ort in Berlin treffen. In ihr kommen muslimische Frauen im Alter zwischen 13 und 30 Jahren zusammen. Die ‘nationale’ Herkunft der Frauen spielt dabei keine vordergründige Rolle, im Gegenteil: die Gruppe definiert sich gerade über ihre ‘Multikulturalität’ bzw. ‘Multiethnizität’ sowie ihre Deutschsprachigkeit.

Begriffe und Differenzlinien

Welche Konzepte zur Analyse der zweiten Generation erweisen sich als sinnvoll, um die empirischen Beispiele zu beschreiben und zu interpretieren? Anhand der beiden Fallbeispiele lässt sich erkennen, dass es sich um zwei sehr verschiedene Zusammenschlüsse von Menschen, die als zweite Generationen bezeichnet werden können, handelt. Die Muslimische Jugend findet sich entlang einer religiösen Differenzlinie zusammen, während sich die BenutzerInnen des Indernets über eine ethnische Differenzlinie, nämlich die des ‘Indisch-Seins’, ab- und eingrenzen. Beim Indernet handelt es sich um einen Raum, in dem sich ‘InderInnen’ der zweiten Generation, also vor allem die Kinder von ‘indischen’ MigrantInnen, bewegen. Bei den Treffen der Muslimischen Jugend kommen zwar auch Frauen der zweiten Generation der ‘MigrantInnen’ zusammen, aber diese Gemeinsamkeit ist nicht die dominante und umfasst nicht alle. Bendixsen betont, dass Begriffe wie zweite Generation oder ‘MigrantInnen’/‘Ausländerinnen’ zur Beschreibung der Frauen nicht wirklich angemessen seien, da unter den Frauen auch Konvertitinnen sind. Diese Frauen haben keinen Migrationshintergrund, werden aber trotzdem oftmals als ‘MigrantInnen’ oder ‘Ausländerinnen’ bezeichnet, da sie vom Stereotyp der ‘Standard-Deutschen’ abweichen. Die ‘Standard-Deutsche’ ist keine Muslima. Diese Frauen werden daher aufgrund ihrer nach außen hin sichtbaren muslimischen Identität ausgegrenzt und zu Anderen gemacht. Während sich die BenutzerInnen des Indernets also über eine gemeinsame ethnische Zugehörigkeit definieren, definiert sich die Muslimische Jugend über ihre religiöse Identität.

Unabhängig von ihren Selbstdefinitionen ist den Jugendlichen und jungen Erwachsenen beider Gruppen (inklusive der Konvertitinnen) gemein, dass sie ‘Andere Deutsche’ im Sinne der Definition von Mecheril sind. In beiden Räumen bewegen sich Menschen, die nicht dem fiktiven Bild der oder des ‘Standard-Deutschen’ entsprechen. Die einen werden aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit zu Anderen gemacht, die anderen aufgrund der ihnen zugeschriebenen ethnischen Herkunft, die an physiognomischen und/oder (zugeschriebenen) sozialen Merkmalen festgemacht wird. Die NutzerInnen beider Räume machen im Alltag Erfahrungen von Othering und Diskriminierung.

Räume befriedigen Bedürfnisse

Räume der zweiten Generation sind Räume für vieles. Von anders definierten Räumen unterscheidet sie vor allem, dass sie spezifische Bedürfnisse der zweiten Generation befriedigen, die in den Räumen der Mehrheitsgesellschaft nicht befriedigt werden (können).

Das Aufsuchen von speziell ethnisch bzw. religiös definierte Räumen ist unter anderem Ausdruck des Bedürfnisses, nicht fortwährend dem Othering der Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt zu sein. In beiden vorgestellten Räumen erleben die Jugendlichen das Privileg, einmal ‘nichts Besonderes zu sein’ und stattdessen die Norm zu markieren. Bendixsen betont, dass so „spaces of belonging“ geschaffen werden – Räume, die als Rückzugsräume für Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, beispielsweise an Diskriminierung, dienen. In ihnen sind die ‘MigrantInnen’ der zweiten Generation keinem Erklärungsdruck ausgesetzt und werden nicht Opfer von Diskriminierungen durch die Mehrheitsgesellschaft. Die Rollen sind in diesen Räumen verkehrt: Mehrheitsdeutsche, die sich in ihnen bewegen, sind hier die Anderen.

Eine Funktion der Räume der zweiten Generation besteht darin, dass in ihnen Wissen über die der zweiten Generation zugeschriebene ‘Herkunft’ bzw. Religion vermittelt wird. Dieses Wissen ist nötig, da sowohl die Muslima als auch die ‘InderInnen’ der zweiten Generation immer wieder mit Fragen dazu konfrontiert werden und sie diese nicht beantworten können. Sie werden als RepräsentantInnen von Kultur, Religion oder auch Nationen angesehen. Sie müssen sich mit (kritischen) Fragen zu Themen auseinandersetzen, die wenig mit ihrem Lebenszusammenhang zu tun haben. Dazu zählen sowohl Fragen zum Kopftuch und zu so genannten ‘Ehrenmorden’ als auch Fragen zu aktuellen Vorkommnissen und ‘Traditionen’ im vermeintlichen ‘Heimatland’. Können solche Fragen von den Betroffenen nicht beantwortet werden, wird dies – sowohl von den Fragenden als auch von den Befragten – meist als Defizit angesehen. Antworten auf solche Fragen, aber auch Strategien für den Umgang mit dem erlebten Othering, werden in den beiden vorgestellten Räumen gemeinsam gesucht und ausgehandelt.

Eine wichtige Funktion beider Räume ist auch, dass mit ihnen etwas Eigenes aufgebaut wird. Durch das Selbstgestalten werden Unabhängigkeit und Handlungsfreiräume gewonnen. Mit dem Aufbau von eigenen Räumen findet sowohl eine Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft als auch eine Emanzipation von der ersten Generation ‘MigrantInnen’ statt. Insbesondere werden so neue Subjektpositionen eingenommen, die der zweiten Generation ein aktives Handeln und die Teilnahme an Diskursen ermöglichen. Ein Empowerment findet statt, wodurch die Definitionsmacht über bestimmte Themen – in einem gewissen Rahmen – in die Hände der zweiten Generation übergeht.

So ermöglichen beispielsweise die Treffen und Diskussionen in den Räumen der Muslimischen Jugend eine Distanzierung von den traditionellen Islamvorstellungen der Elterngeneration und eine Neuaneignung von Wissen über den Islam. Durch das selbstständige Lesen des Korans und die gemeinsamen Diskussionen über das Gelernte, können die jungen Frauen einen Expertinnenstatus innerhalb der Familie und der Gemeinde erlangen und sich von den traditionellen Islamvorstellungen ihrer Eltern emanzipieren. In ähnlicher Weise können sich die NutzerInnen auf dem Indernet selbständig Wissen über Themen, die sie interessieren, aneignen. Die MacherInnen des Indernets haben hierbei die Funktion von ExpertInnen zum Thema ‘Indien’ eingenommen. So werden sie unter anderem von JournalistInnen zu ‘indischen’ Themen in Deutschland angefragt und zitiert.

Beide Räume sind auch Orte an denen eine Begegnung mit dem anderen Geschlecht möglich ist. Sowohl bei den Muslima wie bei den ‘InderInnen’ der zweiten Generation gibt es ein starkes Bedürfnis, PartnerInnen mit dem gleichen ‘kulturellen’ Hintergrund zu finden. Dieses Bedürfnis wird zum Teil durch die Erwartungen der Eltern erzeugt, zum anderen suchen die jungen Menschen PartnerInnen, die ihre Erfahrungen und ‘kulturellen’ bzw. religiösen Werte teilen. Auf dem Indernet findet das Flirten offen in den interaktiven Foren statt, und es wird viel explizit darüber geredet. Bei der Muslimischen Jugend, die gendersegregiert organisiert ist, verläuft dies diskreter. Die Kontakte zu den Brüderschaften, zum Beispiel bei bundesweiten Treffen, eröffnen die Möglichkeit, Muslime kennen zu lernen, ohne die Regeln zu verletzen. In beiden Räumen wird von Partnerschaften berichtet, die so entstanden sind, wobei es bei der Muslimischen Jugend zu Ehen und beim Indernet bisher zu mehr oder weniger temporären Beziehungen kommt.

Identitätsaushandlungen

Die Jugendlichen, die sich in den vorgestellten Räumen der zweiten Generation zusammenfinden, erfahren durch die Mehrheitsgesellschaft Kategorisierungen als ‘InderInnen’ oder Muslima und werden dadurch als Andere festgeschrieben. Ihre Zugehörigkeit zum ‘deutschen’ natio-ethno-kulturellen Kontext wird ihnen dabei abgesprochen. Darin liegt auch die Gemeinsamkeit der NutzerInnen der beiden Räume. Sie machen sich ähnelnde Erfahrungen mit Othering und Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft. Das Anders-Gemacht-Werden findet im Alltag außerhalb der Räume der zweiten Generation statt. In den Räumen hingegen erfolgt die Aushandlung zwischen Fremdkategorisierung und Selbstverortung. Die kollektiven Identitäten als Schwester in der Muslimischen Jugend oder als ‘indische/r’ BenutzerIn des Indernets, bilden sich erst in den jeweiligen Räumen aus. So sind Räume der zweiten Generation Räume der Identitätsaushandlung, in denen Gruppenidentitäten oder neue Ethnizitäten entstehen können.

Bendixsen macht hier besonders den Aspekt der performance stark. Bei den Treffen der Muslimischen Jugend geht es darum „to perform a Muslim identity“. Sie bezieht sich dabei auf Judith Butler (1990: 45):“Conceiving identity as performative means that identities are not reducible to what is visible, to what is seen on the body, but, rather, that they are constructed by the ‘very’ “expressions” that are said to be [their] results.”

In ihrem Raum haben die jungen Frauen die Möglichkeit, ihre muslimische Identität zu konstruieren, auszuhandeln und neu zu verhandeln. Dabei wird nicht die elterliche muslimische Identität kopiert, sondern eine eigene muslimische Identität entdeckt, die zwischen Selbstbild und Fremdzuschreibungen durch Familie und Mehrheitsgesellschaft ausgehandelt wird. Goel verweist zur Analyse des Indernets auf Dan Miller und Don Slater (2000), die in ihrer Ethnographie beobachtet haben, dass ethnische Identität im Internet auf zwei Arten eine Rolle spielt. So wird einerseits das Land, das sie definiert, repräsentiert: Dies geschieht auf dem Indernet im Design der Seite und auch in den Themen der Artikel und Diskussionen. Die Internetplattform arbeitet beispielsweise mit nationalen Symbolen, wie der Nationalfahne Indiens. Viele Artikel handeln explizit von ‘indischen’ Themen. Andererseits bietet das Internet auch die Möglichkeit, ethnische Identität zu leben. Auf dem Indernet geschieht dies insbesondere im Forum, wo die NutzerInnen der Seite als ‘InderInnen’ der zweiten Generation diskutieren und von Außenstehenden als solche befragt werden. Ein anderer Ort, ‘Indisch-Sein’ zu leben, sind auch regelmäßig stattfindende ‘indische’ Partys, für die auf dem Indernet geworben wird. Miller und Slater sehen in diesem Ausleben ethnischer Identität ein Beispiel für das, was sie expansive realisation nennen. Darunter verstehen sie das Verwirklichen von Identitäten, die als eigentliche Identität angesehen (oder auch zugeschrieben werden), die im Alltag aber nicht verwirklicht werden können.

Das Internet verstehen Miller and Slater (2000: 10): “…as a means through which one can enact – often in a highly idealized form – a version of oneself or culture that is regarded as old or even originary but can finally be realized: through this new means, one can become what one thinks one really is (even if one never was).”

Anerkennung

Handelt es sich bei der Internetplattform theinder.net, oder bei den regelmäßigen Treffen der Frauengruppe der Muslimischen Jugend, um Räume von Parallelgesellschaften, die als ethnische oder religiöse Inseln ohne Berührungspunkte neben der Mehrheitsgesellschaft existieren?

Die Beispiele zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Für die NutzerInnen beider Räume ist der Alltag durch die Mehrheitsgesellschaft – also ‘deutsch’ – dominiert. Die Nutzung der Räume der zweiten Generation macht ‘lediglich’ einen Teil ihres Lebens aus. Dieser Teil ist aber wichtig, da er ihnen eine Zugehörigkeit ermöglicht, die ihnen durch die Mehrheitsgesellschaft verweigert wird. Der Bezug der NutzerInnen auf und ihr Interesse an der Mehrheitsgesellschaft zeigt sich jedoch deutlich in ihrem Interesse an Informationsvermittlung an diese sowie an den Versuchen, Bilder, die in jener kultiviert werden, ‘richtig zu stellen’. Die Auseinandersetzung mit mehrheitsgesellschaftlichen Diskursen und Themen, die ihnen im ‘deutschen’ Alltag begegnen, sowie die Dominanz der deutschen Sprache in beiden Räumen, sind nur die offensichtlichsten Beispiele für die klare Verortung beider Räume innerhalb der ‘deutschen’ Gesellschaft. So betonen die muslimischen Frauen, zum Beispiel, dass sie sich als Berlinerinnen mit ihrer Stadt auseinandersetzen müssen und diese im Rahmen ihrer Freizeitaktivitäten besser kennen lernen wollen.

Beide Räume sind auch dafür da, sich in der Mehrheitsgesellschaft zu positionieren und zwar sowohl als ‘Gleiche’ (Jugendliche in Deutschland, BerlinerInnen etc.) als auch als Andere (Muslima, ‘InderInnen’). Dadurch dass beide Positionen besetzt werden, wird die Zugehörigkeit zu verschiedenen natio-ethno-kulturellen Kontexten betont und ihre Akzeptanz eingefordert.

Tendenzen zu extremistischen Einstellungen?

Viele externe BeobachterInnen befürchten, dass die Schaffung von eigenen Räumen der zweiten Generation, die ethnisch und/oder religiös definiert sind, deren NutzerInnen radikalisieren könnten. Sie befürchten, dass dort extremistische nationalistische und/oder religiöse Ideologien propagiert werden könnten und die zweite Generation in ihren Bann ziehen könnte. So wird gerade der Muslimischen Jugend unterstellt, dass sie Kontakt zu ‘islamistischen’ Organisationen habe und selber ‘islamistische’ Ideen verbreite. Mit diesen Vorwürfen wurde Bendixsen auch im Rahmen der Diskussion konfrontiert. Sie erwiderte aber, dass sie in ihrer Feldforschung bisher solche Tendenzen nicht beobachten habe. ‘Islamistische’ Überzeugungen prägen, in ihrer Beobachtung, nicht den Alltag der Frauengruppe der Muslimischen Jugend.

Goel, die in einem viel weniger kontroversen Feld arbeitet, verwies darauf, dass sie hier auf Anzeichen von extremistischen Einstellungen achten müsse. So seien auf dem Indernet nicht nur ein ‘indischer’ Nationalismus sondern auch Anzeichen des extremistischen Hindu-Nationalismus wahrzunehmen. Beide Formen des Nationalismus sind zwar nicht Teil des Grundverständnisses des Internetportals und werden auch nicht aktiv von allen MacherInnen und NutzerInnen getragen, sie finden aber trotzdem einen Ort auf dem Indernet und können damit NutzerInnen beeinflussen. Problematisch sei hier, dass viele der MacherInnen und NutzerInnen kein ausreichendes Wissen über spezifische Strukturen und Hintergründe von ‘nationalistischen’ Bewegungen in Indien haben, und daher unbedarft Ideologien übernehmen könnten. Ein Beispiel wäre hierfür, dass auf dem Indernet an verschiedenen Orten die Nationalsprache Hindi als einzige Sprache Indiens gefordert wird. Diese auf den ersten Blick schlicht ‘patriotische’ und möglicherweise auch antikoloniale Forderung ignoriert, dass diese Forderung zur Ideologie des Hindu-Nationalismus gehört und dass sie nicht nur die koloniale Sprache Englisch sondern auch gerade die südindischen Sprachen ausgrenzt. Durch solche eingängigen Forderungen und einseitige Vermittlung von Wissen könnten, so Goel, Grundlagen extremistischer Ideologien von ‘InderInnen’ der zweiten Generation übernommen werden.

Da die zweite Generation nach Anerkennung und Zugehörigkeit sucht, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie anfällig für jene extremistischen Ideologien ist, die ihnen Zugehörigkeit anbieten. Die beiden vorgestellten Räume der zweiten Generation widersprechen aber der Vermutung, dass diese Ideologie eine zentrale Rolle in ihnen spielen. Wenn denn überhaupt in ihnen extremistische Einstellungen kultiviert werden, stellt sich eher die Frage, warum dies geschieht. Welche Bedürfnisse werden durch extreme Ideologien befriedigt? Warum nehmen einige ‘MigrantInnen’ der zweiten Generation sie an? Wenn diese Fragen besser beantwortet werden könnten, dann könnte auch besser der Radikalisierung Einzelner entgegengewirkt werden.

Kennzeichnend für die Debatte über Räume der zweiten Generation ist, dass sie in erster Linie als Segregation, wenn nicht gar als Gefahr, betrachtet werden. Die beiden Fallbeispiele haben einen anderen Zugang gewählt. Sie haben die Räume und ihre Funktionen vor dem Hintergrund von Diskriminierungserfahrungen dargestellt. Sie haben sie aus der Perspektive der NutzerInnen und nicht aus der der Mehrheitsgesellschaft analysiert.

Die Dokumentation von Kathleen Heft und Urmila Goel:

Materialien:

© Kathleen Heft und Urmila Goel, www.urmila.de 2006